27.10.2015 Es ist soweit, …
… usere letzte Etappe vor der „Winterpause“ ist nach 15 Meilen vorüber. Wir liegen längseits in der Vuda Marina. In einigen Tagen werden wir uns an unseren Langzeitliegeplatz verholen. Davor noch Schiff reinigen, Segel runter, Motoren einwintern und anderes. Es wird nicht fad.
Insgesamt haben wir von Wien bis Fiji 19.235 Seemeilen in 3 ½ Jahren zurückgelegt. Davon Im Pazifik 8.177.
Jetzt freuen wir uns auf 7 Wochen Australien und danach auf unseren „Urlaub“ zu Hause…
Nachfahren
Damit unsere Nachfahren und Andere uns nachfahren können – signifikante Wegpunkte unserer Route von Dravuni (Astrolabe Reef) bis Likuri. Ab Likuri sind Wegpunkte nicht notwendig, da die Fahrtrinnen gut betonnt sind. Natürlich sind die Wegpunkte ohne Gewähr.
<Ausfahrt aus dem Astrolabe Reef (Usborne Passage): Ausgangspunkt Ankerplatz auf 18°45,4S 178° 31,10E - ..45,24S ..30,18E – 34,14S 30,177E – 42,685S 30,123E – 42,304S 30,114E - 41,818S 29,70E.
Beqa, Sulphur Passage: 18°41,40S 178°11,72E – 21,41S 11,14E – 21,76S 10,941E – 21,78S 10,367E – 22,994S 09,092E.
Beqa, durchs Thakau Nisithi Reef, AUsgangspunkt Ankerplatz Yanuca Island: 18°22,638S 177°59,302E – 22,56S 59,291E - 22,534S 59,224E – 22,387S 59,135E – 22,023S 59,144E - 21,870S 59,089E – 21,890S 58,974E – 21,844S 58,810E – 21,59S 58,522E.
Likuri Island (Robinson Crusoe Resort, ohne Nervenkitzel): 18°03,622S 177°15,624E – 03,619 15,859E – 03,422S 16,566E – 03,120S 16,902E – 03,091S 17,120E – Ankerplatz: 18°03,154S 177°17,169E.>
25.10.2015 Likuri – Malolo Lailai
26 Seemeilen, die meisten unter Segel. Die Fischerei bleibt verhext. Wieder kein Fisch. Einer beißt an, kann aber den Köder wieder ausspucken. Enttäuschung pur. In Malolo Lailai treffen wir Doris und Ruedi von der Muck nach 3 Monaten wieder. Die Stimmung hebt sich, es wird ein langer, lustiger Abend. Erst an der Bar, dann Resteverkochen auf der ANGICAMARO. Unser letzter Ankerplatz vor der Vuda Marina und unserem „Winterurlaub“…
21.-23.10.2015 Dravuni (Kadavu) – Beqa – Likuri
98 Seemeilen, kein Fisch, viel Segeln, so die Kurzform. Etwa länger dann so:
Am 21. Verlassen wir das Astrolab Reef schon um etwa 6 Uhr 30. Unter Groß und Gennaker, später dann Genua segeln wir langsam nach Beqa. Die erste Nacht ankern wir, wieder ganz alleine, im tiefen Fjord der Malumu Bai. Wunderschöne Landschaft, am Abend Moskitos. Am 22. Verlassen wir die Bucht und ankern vor der kleinen Insel Yanuca in glasklarem Wasser. Hier leisten wir unser letztes Sevusevu vor der Sommerpause im sehr sympathischen Dorf Yanuca. Nach dem Sevusevu bekommen wir vom Chief bereits geschälte Trinknüsse. Dann wieder aufs Schiff.
23.10., 3:30: Im Dunkeln verlassen wir Yanuca. Die Ausfahrt durch das Riff bei pechrabenschwarzer Nacht ist leichter Nervenkitzel. Es klappt. Zuerst motoren wir, da kein Wind, 50 Seemeilen liegen noch vor uns. Dann können wir den Gennaker setzen. Langsam beginnt er zu ziehen. Immer schneller, bis wir letzendlich auf die Genua wechseln. Immer noch werden wir schneller und schneller. Also reffen. Bis zu 7 Knoten werden wir schnell. Nach einer Halse dann die Einfahrt ins Riff der Likuri Island. Wieder spannend. Natürlich ohne Segel, aber bei mittlerweile 20 bis 25 Knoten Seitenwind. Fliegendes Wasser in der Einfahrt. Die Untiefen sind da nicht zu erkennen. Wir schaffen es und liegen nun vor dem Robinson Crusoe Resort in, wie könnte es anders sein, glasklarem Wasser…
18. u. 19.10 Ovalau (Wainaloka) – Kadavu (Dravuni)
18., 13 Uhr, noch ankernd, setzen wir das Großsegel. Dann Anker auf. Bei böigem Wind motoren wir mit Segelunterstützung hinter den Inseln Ovalau und Moturiki vorbei ins offene Wasser. Dort setzen wir auch die Genua. Das Meer ist ruppig, die Welle kommt aus südöstlicher Richtung, der Wind kommt aus Ostnordost. Keine besonders angenehme Kombination. Immer wieder stoppen uns die Wellen ab, da sie, aufgebaut vom Wind der vorangegagenen Tage, immer noch hoch sind. In den ersten Nachtstunden frischt auch der Wind wieder auf, was wir mit einem Wechsel von Genua auf Fock beantworten. Dies lässt sich der Wind nicht gefallen, er trotzt und wird schwächer. So schwach, dass wir in den Morgenstunden nur mehr 2, maximal 3 Knoten schnell – eher langsam – sind. Die Segel bergen wir erst in der Herald Pasage des Astrolab Reefs. Den Anker lassen wir nach 81 Seemeilen vor der Insel Dravuni in herrlich türkisfarbenem Wasser fallen.
<Wegpunkte: Wainaloka – Motoriki Channel: 17°44.3 S 178°46.0 E; 44.0 S 44.6 E; 42.0 S 43.5 E; 41.8 S 43.0 E; 42.6 S 42.3 E; 17°43.0 S 1784°2.1 E
Ansteuerung Dravuni (Herald Passage Great Astrolabe Reef, Kandavu): 18°34.9 S 178°29.8 E;
44.9 S 27.2 E; 45.7 S 28.4 E; 45.2 S 30.4 E; Anchorage Dravuni: 18°45.4 S 178°31.1 E>
11.10. Makogai – Ovalau (Wainaloka)
Die Wetterprognose schaut nicht berauschend aus. Das Wetter hält sich daran. Bei etwa 20 Knoten verlassen wir den Ankerplatz vor der Agrarstation Makogai und segeln aus dem Saumriff. Ausserhalb des Riffes werden die Wellen zwar größer, bei weitem aber nicht so schlimm wie befürchtet. Bei starkem Wind und wenig Welle erledigen wir die 11 Meilen zwischen den Inseln ruck zuck. Schlimmer dann die Anfahrt auf den Ankerplatz im Südwesten Ovalaus. Ovalau im Osten und das Festland sowie die kleine Insel Moturiki bilden eine Düse, die den Wind deutlich verstärkt. Also motoren wir gegen 20 + Knoten, was uns entsprechend langsam macht. Der Ankerplatz ist von Mangroven umsäumt. Wir haben ghört, dass es irgendwo in den Mangroven einen kleinen Kanal geben soll, der zum Dorf führt. Vom Schiff aus können wir ihn nicht sehen. Also rein ins Dinghi, Kava und Sulu gepackt und Kanal suchen, damit wir ins Dorf können um unser Sevusevu zu leisten. Bei der Suche nach der Einfahrt verheddert sich dann die Schraube unseres Dinghimotors in einem Fischernetz. Trotz Schweizermesser (Danke Andreas) kann ich sie nicht klar bekommen, also zurück zum Schiff. Gegen 20 Knoten Wind anzurudern ist gar nicht leicht. Nach dem das Netz von der Schraube entfernt ist, können wir unsere Suche erfolgreich fortsetzen und unser Sevusevu in dem sympathischen Dorf Wainaloka leisten. Knapp vor Dunkelheit kommen wir wieder zum Schiff.
<Koro bis Ovalau in Wegpunkten
Koro, Dere Bay: 17°16,2S 179°20,5E – 16,506 20,954 – 16,541 21,261 – 15,541 21,478 – eine der Bojen: 17°16,441S 179°21,607E
Makogai, Ost Pass: 17°25,155S 178°58,516E – 25,495 58,392 – 25,702 57,223 – Anchorage: 17°26,54S 178°57,151E, Sand mit Korallenblöcken und Steinen
Makogai West Pass: 17°27,034S 178°55,647E – 26,904 54,826 – 26,77 54,23
Ovalau Nordwest Pass: 17°35,749S 178° 43,192E – 36,57 43,715 – 36,959 44,437 – 38,713 43,598 – 41,974 43,219 – 43,941 44,347 – 44,362 45,284 – 44,304 45,855 – Anchorage: 17°44,216S 178°46,057E, gut haltender Mud>
3. - 6.10. Vom „Paradise“ in eine ehemalige „Hölle“
Der Wind wird, um in die Lau´s zu kommen, in der nächsten Zeit nicht mehr passender als heute und morgen, also verlassen wir das Paradise Taveuni. Schnelles Halbwindsegeln steht am Programm. Zuerst mit Fock und Groß im 2. Reff, dann wechseln wir von Fock auf Genua. Zeitweise sind wir bis zu 7 Knoten schnell. Die 41 Seemeilen in die Dere Bay auf Koro Island spulen wir in wenigen Stunden runter. Einen schönen Mahi Mahi fangen wir auch. Allerdings entwischt er uns, als ich einen Moment unachtsam bin. Schade, haben uns nach der Woche an der Boje schon auf frischen Fisch gefreut. Aber morgen (4.10.) geht’s ja weiter. Die Nacht vom 3. Auf den 4. Verbringen wir an einer Boje in der Dere Bay. Wir sind das einzige Schiff hier und das Resorts am Ufer sieht verlassen aus. Saisonende? Am 4. gings auch weiter, aber nicht sehr weit. Der Wind und die Welle waren gegen uns, also sind wir wieder zurück in die Dere Bay. Knapp nach Sonnenuntergang, „mit dem letzten Büchsenlicht“, haben wir noch an der Boje angelegt.
6.10. Nach dem Frühstück verlassen wir die Dere Bay. Die Windprognosen versprechen einen schnellen Ritt. Die Überfahrt ist dann auch entsprechend - schnell und ruppig. Hohe Wellen, glücklicherweise eher von hinten und Halbwind. Allerdings mehr als prognostiziert. 20 Knoten waren vorausgesagt, gemessen haben wir bis zu 30. Dafür haben wir die 26 Seemeilen bis zur ehemaligen „Hölle“, Makogai war bis 1967 eine Leprakolonie, in kürzester Zeit abgespult. Jetzt ankern wir in glasklarem Wasser und wunderschöner Umgebung.
26. bis 28.9. 2015 Savusavu bis Paradise Taveuni
Die Stadt war schön, das Meer ist es auch. Wir sind froh, wieder unterwegs zu sein. Die ersten 10 Meilen legen wir unter Motor zurück, dann passt der Wind und wir können Segel setzen. Erster Stop am Weg in die Lau Gruppe ist Fawn Harbour. Die Einfahrt durch das Riff ist mit Baken gut markiert. In der Bucht ankern wir auf 10 Meter Tiefe. <16°43,47S; 179°43,74E>. Tolle Unterwasserlandschaft. Leider regnet es, daher ist das Wasser nicht so klar. Am 27. geht’s weiter in die Viani Bay. Am Weg fangen wir einen Barracuda, lassen ihn aber wieder frei, weil wir uns wegen Ciguaterra nicht ganz sicher sind. Später erfahren wir von einem Einheimischen, daß Ciguaterra (Fischvergiftung) hier kein Problem ist. Hier ist glasklares Wasser in der Bucht. Leider steht Schwell herein und die Kette schert immer wieder über Steine oder Korallen. Das dabei erzeugte Geräusch ist unangenehm. Laut und angsteinflößend. Immer wieder vergewissern wir uns, ob der Anker auch hält. Erst als wir sicher sind, können wir beruhigt einschlafen. Irgenwann, mitten in der Nacht werde ich munter. Alles ist still. Der Mond schein, der Wind ist eingeschlafen, das Wasser rings um uns spiegelglatt. Die Stille hat mich geweckt. Es ist wunderschön hier. Auch am Morgen ist es noch windstill. Zaghaft wagt sich die Sonne durch die Wolken und erhellt das Panorama. Eine Augenweide. Das Schönwetter kann sich aber noch nicht durchsetzen. Immer wieder regnet es leicht und Taveuni, unser nächstes Ziel liegt unter einer dicken Wolkendecke. Wir können es von unserem Ankerplatz aus sehen. <Ankerplatz Viani Bay: 16°44,992S; 179°55,185E, 10m, durchsetzt von Korallenblöcken – kein angenehmes Liegen>
Bei spiegelglatter See motoren wir am 28. Nach Taveuni. Vor dem Paradise Resort sind Moorings ausgelegt. Wir ergattern eine. Angenehm, dass sie gratis sind. Natürlich wird erwartet, dass wir uns im Resort nicht nur zum Toilettgang sehen lassen. Am Weg nach Taveuni fangen wir zwar keinen Fisch, sehen aber zwei Mega Exemplare. Walfisch auch genannt. Gemächlich ziehen sie an uns vorbei. Wir drehen zweimal um, um ihnen nachzustellen. Zu nahe trauen wir uns natürlich nicht heran. Ein großartiger Anblick… <Moorings von Paradise Tavenui: 16°56,03S; 179°54,04E, etwas südlich davon, kann auf ca. 10 Meter geankert werden. Auf VHF 16 anmelden.>.
An Land werden wir im Paradies königlich empfangen, gönnen uns ein paar kühle Drinks und bleiben auch noch zum festlichen Dinner. Das Resort ist so richtig schnuckelig, klein und fein, dies ist auch an den Preisen fühlbar (nicht so ganz billig). Aber wir fühlen uns in der großen Runde mit den anderen Seglern und Resortgästen sauwohl,..…
Und jetzt ist wieder mal warten angesagt. Warten auf den richtigen Wind, der uns unserem Ziel, die Laugruppe zu erreichen, näherbringt. Das Paradies wird uns die Wartezeit sicher verkürzen. Das Bordbudget unter Umständen auch…
11. bis 17.9. Von Nananu-I-Thake über Yadua Island nach Savusavu
Schnell sind wir unterwegs, am 11.9. Die 32 Seemeilen nach Yadua legen wir in etwa 5 Stunden zurück. Segeln vom Feinsten. Thunfisch inklusive. In Cukuvu Bay dann Grundsicht bei 15 Meter Wassertiefe, tolles Panorama, und wir sind das einzige Schiff in dieser wunderschönen Bucht. Das bleibt auch so. Der Wind wird stetig stärker. In Böen bis 30 Knoten. Unser Anker hält. Manchmal schert zwar die Kette, was sehr beunruhigend klingt, aber das GPS zeigt an, dass wir uns kaum von der Stelle rühren. Trotdem schlafen wir unruhig, da der Wind sehr laut ist, und unsere ANGICAMARO sich immer wieder zur Seite neigt. Ungemütlich. Schnorcheln und Dinghierkundungen machen auch keinen rechten Spaß, also etspannen wir am Schiff.
Am 14. dann wieder Aufbruch. Wieder etws mehr als 30 Meilen. Direkt weären es nur 20, aber wir können so die Bua Bay nicht direkt anlegen. Also segeln wir hart am Wind. Bis zu 25 Knoten scheinbarer Wind sind irgendwann zu viel für unsere Fock. Das Schothorn reisst aus. Sind aber nur mehr ein wenig mehr als 5 Seemeilen bis zum Ankerplatz. Nachdem die Fock nun nicht mehr fixiert werden kann, müssen wir sie runternehmen. Kein Spaß bei 20 Knoten Wind am Ankerplatz.
15.9.: Als erstes wechsle ich nach dem Frühstück den Dieselvorfilter. Irgendwo haben wir schlechten Diesel bekommen. Eine teerige Masse verstopft den Filter. Glücklicherweise haben wir Ersatz mit. Aber dann. Es geht los. Wind auf die Nase. Welle auf die Nase. Strömung ebenso. Aufkreuzen im engen Fahrwasser ist nichts, da keine Fock. Also Motor. Das macht uns gar nicht froh, zumal wir maximal 4 Knoten schnell sind, meistens aber nur knapp über 3 schaffen. Legen daher nach 13 Seemeilen einen Zwischenstop in Nabuvalu ein. Als Annemarie aus unserer Bugkajüte frische Handtücher holen will, merkt sie zu allem Überdruß auch noch, daß unsere Matratze nass ist. Haben vergessen, die Luke fest zu schliessen. Schlafen daher in der Gästekajüte. Schaukelig ist es auch am Ankerplatz. Mittwoch, 16. September – nach einem tollen Abendprogramm mit Thunfischlaibchen, Weißwein und Ouzu – braucht die ANGICAMARO Crew, also wir, einige Zeit, um in die Gänge zu kommen. Aber dann. Anker auf und hinein ins Vergnügen. Wie am Vortag auch sind Strömung, Wind und Welle gegen uns. Als wir aber Coconut Point umrunden, ändert sich die Situation. Noch 3 Meilen unter Motor, dann setzen wir die Segel bergen sie erst in der Ankerbucht. Wir können uns das erlauben, wir sind ja die einzigen hier. Wieder hängt sich ein Thunfisch an die Angel. Die Anchorage ist nicht berauschend, die Landschaft wohl.
17.9.: Beim Anker auf hängt ein Teil einer geweihähnlichen Koralle am Anker. Schade um diesen schönen Ast. Ab in die Nasonisoni Passage. Die Riffe, die diese Passage begrenzen sind gut auszunehmen. Erst haben wir nur den Wind gegen uns. Nach etwa 2 Drittel der Passage auch die Strömung. 2 bis 3 Knoten stehen uns entgegen. Am Ausgang des Passes kommen noch die Wellen dazu. Diese bleiben uns weitere 4 Meilen erhalten. Die Meeresstiefe fällt hier von ca. 1000m auf 40 Meter. Dies macht sich im Wellenbild bemerkbar. Deutlich sogar. Bald können wir Segel setzen. Genua und Groß. Hart gegenan. Macht keinen Spaß. Um das Segeln angenehmer zu gestalten, nehmen wir einen Umweg durch die Nayavu Passage in Kauf. Dieser führt uns hinter eine Riffkette. Der Weg ist länger aber das Riff hält die Wellen auf. Kurz vor der Happy Hour erreichen wir dann Savusavu, wo wir uns in der Copra Shed Marina an eine Mooring hängen.
<Von Skipper zu Skipper: Die Route geht besser und einfacher in umgekehrter Reihenfolge. Nabuwalu könnt ihr euch auch ersparen. Einklarieren in Savsavu und dann entweder dieser Route folgen oder besser noch, ab Yadua in den Norden der Yasawas und dann nach Süden in die Mamanuca Group. Von Malolo Leilei dann nach Vuda. Details zu den Ankerplätzen unserer Route: Swaweni Bay: 17°38,36S ; 177°23,70E; Mud – Vatia: 17°25,15S ; 177°44,9E¸Mud – Nanau-I-Thake: 17°18,75S ; 178°13,67E; Sand – Yadua 16°48,687S ; 178°17,039E – Sand, bei der Einfahrt auf die Korallenköpfe achten! Bua Bay: weitläufige Bucht, 16°51,65S ; 178° 35,89E; Mud – Nabuvalu: 16°59,518S ; 178°40,99E diesen Punkt in einem Winkel von 80° bis 95° ansteuern, manchmal Sand, Steine, – Nasoni: 16°55,34S ; 178°59,32E, manchmal Sand, Seegras, Steine, Korallen. Wegpunkte für die Nasonisoni Passage (West nach Ost – angenehmer dürfte die umgekehrte Richtung sein): 1: 16°56,279S; 178°58,274E; 2: ..56,297S; ..58,499E; 3: ..56,267S; ..58,736E; 4: ..56,314S; ..58,930E>
7., 8. u. 9.9. Round Fiji – der (holprige) Start
Bevor wir unsere Angicamaro für ein paar Monate, zuerst nach Australien, dann nach Österreich, verlassen, wollen wir noch die Inselwelt Fijis erkunden. Einige kennen wir ja schon und wir freuen uns auf die anderen. Der Start erfolgt in Etappen. Nachdem wir in der Marina als inneres Schiff in einem Paket liegen, muß erst mal der Aussenlieger weg. Kann nicht – Motorschaden. Und das Marinaboot, das ihn wegschleppen könnte, hat ebenfalle Motorschaden. Also kommen wir auch nicht raus. Zumindest zahlen wir für diesen extra Marinatag nichts. Das war am 7.9.
8.9., das Marinadinghi schleppt unseren Nachbarn weg. Er liegt nun als drittes Schiff im Paket vor uns. Also ohne Schlepphilfe kommen wir da nicht raus. Das Dinghi der Marina schafft es. Mit eigenem Motor fahren wir dann bis zur Tankstelle. Während der Diesel in den Tank plätschert, erkundige ich mich nochmal im Marinabüro, ob wir eine spezielle Insel mit einem Naturschutzresevat auch anlaufen dürfen. Dabei zeige ich ihr das Cruising Permit, welches in Fiji abgefasst ist. Maria, die gute Fee aus dem Office fragt mich ganz verwundert, ob ich keine Coastal Clearance habe. Coastal Clearance, was ist das? – Na ja, mit dem Cruising Permit müsste ich nochmal zum Zoll, um die Coastal Clearance zu beantragen! Haben wir nicht gewusst, hat uns niemand gesagt. Also nochmal am Zollponton anlegen und auf die Offiziellen warten. Eine Stunde und zwei Formulare später halten wir dann die Coastal Clearance in unseren Händen. Jetzt aber nichts wie weg, bevor sie noch draufkommen, daß wir auch ohne Coastal Clearance schon 1 ½ Wochen unterwegs waren. Erstes Ziel – Saveny Bay, etwa 4 Seemeilen von Vuda Point entfernt. Zwei Meilen lang geht’s gut, dann werden wir langsam. Komisch. Liegt es an der Leine, die wir zum Reinigen nachschleppen? Ich hole sie ein und wir werden noch langsamer. Liegt es an meinem Motorservice? Der Motor dreht anstandslos hoch, nimmt Gas an, raucht nicht, nichts stinkt, also wahrscheinlich auch nicht. Annemarie bemerkt kurz vor dem Ankerplatz die Ursache. Ein Pipelinerohr hat sich zwischen Kiel und Ruderskeg verkeilt. Adrenalin schiesst ein – keine unnötigen Ruderbewegungen mehr, langsam in die Anchorage einfahren und sobald wie möglich lassen wir den Anker fallen. Auf der Backbordseite steht ein etwa 8 Meter langes Rohrstück, aus Plastik, weg und hinten am Heck sehen wir weitere 10 Meter. Flossen an, Maske ins Gesicht und Schnorchel zwischen die Zähne. Damit und mit einem Besen samt langem Stiel bewaffnet werfe ich mich in die Fluten. Kann das Rohr unter dem Kiel und dem Ruderskeg durch- und vom Schiff wegdrücken. Doch die Strömung treibt es wieder heran. Also wieder ins Wasser und weiter weg schieben. Dann schnell zurück und Anker auf. Gelingt. Das Ding verläßt uns und wir können etwas tiefer in der Bucht ankern. Anscheinend ziehen wir motorlose Schiffe an, denn kurz, nachdem unser Anker wieder hält, ankert knapp neben uns ein Schiff, dessen Skipper uns erklärt, er könne nicht anders, Moorschaden. Glücklicherweise haben wir soviel Kette draussen, dass wir diese ein wenig kürzer nehmen können, er gibt etwas mehr und wir können die Nacht ohne „Feindberührung“ gut schlafen. Am 9. brechen wir dann zeitig auf. Kaum aus der Bucht, kommt der Wind mit angenehmer Stärke und aus einer guten Richtung. Wir setzen Groß und Genua, ANGICAMARO springt an und im Nu sind wir 5, 4, 3, 2 Knoten schnell. So wie er kam, hat er auch schon gedreht und war wieder weg. Segel rauf und runter in 20 Minuten. Gutes Training. Unter Eisengenua dann die restlichen 27 Seemeilen. Die letzten dann bei starkem Gegenwind. Zwischendurch gefällt einem Walu, wie die Fidschianer sagen, unser Köder und er läßt sich ihn erst mit Brachialgewalt wieder aus dem Maul nehmen. Etwa 15 kg schwer ist das Teil. Schmeckt uns dann am Abend hervorragend. Annemarie hat ihn in die Panier geschmissen…
23. bis 31.8. Malolo Lailai, Mamanuca Group, Yasawa Group und zurück nach Vuda
Nach dem aufregenden Vormittag, an dem wir Cathy und Herbert vom Flughafen abgeholt haben, brechen wir um etwa 12:00 auf und segeln nach Malolo Lailai. Dabei müssen wir bei wenig Wind aufkreuzen. Es läuft gut, da innerhalb des Saumriffes keine Welle ist. Nach einer ruhigen Nacht vor Anker in wunderschöner Umgebung wechseln wir auf die Südseite, in die Musket Cove.
<Ankerplatz: 17°27,52S; 177°02,68E; 17m>
In der Musket Cove bleiben wir zwei Tage an einer Boje. Die Einfahrt in die Musket Cove ist gut bezeichnet, allerdings nicht beleuchtet, daher nur tagsüber befahrbar. Die begrenzenden Riffe der Einfahrt sind bei Tageslicht gut auszumachen. Dem Musket Cove Resort angeschlossen ist der Musket Cove Yacht Club, bei dem wir für FD 15,- lebenslange Mitgliedschaft erwerben. Abends grillen wir dann am Elektrogrill in der Strandbar (MCYC Bar) unsere im Traders Cafe georderten Fleischklumpen. Gute Qualität beim Hühnerfleich und beim Steak, mäßige Qualität beim Fleisch, schleissig beim Salat. Aber eine gute Idee, das Do It Yourself Barbeque (abgekürzt DIY BBQ). Die Getränke werden in der Bar geordert. Als Mitglied des MCYC können wir auch die Annehmlichkeiten des Musket Cove Resorts nutzen (Duschen, Toiletten, Swimming Pools, Strandliegen, Laundry …). Nach zwei Tagen haben wir genug vom „Resortleben“ und ziehen weiter. Erst unter Segel, dann unter Motor erreichen wir nach 27 Seemeilen am 26. um etwa 15 Uhr südwestlich der Insel Navadra den bisher schönsten Ankerplatz unseres ersten Trips durch die Inselwelt Fijis. <Koordinaten: 17°27.53S; 177°02.63E, Ankertiefe 18m> Wunderschöne intakte Riffe, klares Wasser, weißer Sand und Palmen laden ein. Mit dem Dinghi anlanden ist nur bei Hochwasser möglich, da ansonsten Riffe und Felsblocken die Zufahrt verwehren. Zwei Nächte verweilen wir, bevor wir weiter in die Yasawa Group nach Waya ziehen. Erst steuern wir Yalobi an. Schwell und Wind stehen in die Bucht hinein, wir finden keinen brauchbaren Ankerplatz, also weiter in die im Norden der Insel gelegene Rurugu Bay <Ankerplatz: 17°16,34S; 177°06,68E – Achtung auf das Riff im westlichen Teil der Bucht>. An Land ist ein einfaches Dorf, in dem wir unser erstes Sevusevu leisten müssen. Beim Sevusevu bringt man dem Dorfvorsteher Geschenke dar und bittet um Aufnahme in die Dorfgemeinschaft. Wird man aufgenommen, so darf vor dem Dorf geankert und gefischt werden, und im Dorf darf man sich frei bewegen. Zwei Bündel Kava und etwas Tee haben wir dafür vorbereitet. Gemeinsam mit zwei Dorfbewohnern warten wir auf geflochtenen Palmenmatten sitzend auf den Chief. Er kommt, murmelt irgendetwas unverständliches, dann klatschen die drei in die Hände, murmeln wieder was und wir werden entlassen. Haben wir uns etwas feierlicher vorgestellt. Später erfahren wir, daß der Brauch in den Yasavas nur mehr rudimentär wahrgenommen wird. Auf den entlegeneren Inseln soll es anders, intensiver, beeindruckender sein. Wir werden sehen. Trotz Sevusevu bleiben wir nur eine Nacht hier. 29.8.: Auf geht’s nach Drawaqa. 10 Seemeilen, nur wenige unter Segel. Ankern auf etwa 21 Meter. Der Ankerplatz ist zwar durch Insel und Riff geschützt, trotzdem rollt es sehr und unser Anker driftet ein wenig. <17°10,10S; 177°11,27E>. Die Unterwasserwelt ist hier das Highlight. Schnorchelnd, das Dinghi hinter uns herziehend umrunden Herbert und ich die Insel. Am 30. Dann nochmal Navadra. Die unbewohnten Inseln gefallen uns gut, das Wasser ist klar. Bei einer Wassertiefe von 17m sehen wir die Ankerkette am Grund liegen. Party bis spät in die Nacht. Müde stehen wir am nächsten Tag auf und motoren zurück nach Vuda Point in die Marina. Etwa auf der Hälfte des weges fangen wir einen Thunfisch. Dann kurzes Bangen, der Motor setzt aus, lässt sich aber wieder starten und wir kommen sicher in die Marina. Gesamt legen wir auf unserem Törn durch die Mamanucas und die Yasawas 104 Seemeilen zurück.
12. bis 17.8. Tonga – Fiji, wieder im Pazifik
Der Pazifik hat uns wieder. Unangenehm hohe Welle von der Seite, welche Liegen und Sitzen im Cockpit alles andere als gemütlich macht und in den Kojen glaubst, du bist im Prater. Kühle Temperaturen. Wenigstens scheint die Sonne. Der Wind kommt aus der richtigen Richtung. Seit dem Segel setzen in Vava’u haben wir sie für mehr als 24 Stunden nicht verändert.
Das Ausklarieren in Neiafu war auch so eine Sache: Immigration und Harbour Master haben akzeptiert, daß wir das Schiff an der Boje lassen und mit dem Dinghi an Land gefahren sind. Der Zoll nicht. Ein fetter Customs Officer hat angeordnet, wir müssen an den Fishermens Pier gehen, also an die selbe Stelle, wo wir auch einklariert haben. Ich wollte nicht, da der Wind auflandig war und spätestens das Ablegen damit nicht einfach ist. Er blieb hart also mussten wir uns fügen. Als erschwerdender Umstand kam dann noch dazu, das Niedrigwasser war und dadurch die Betonkante des Piers bei uns auf Relinghöhe war. Also, Augen zu und ran. Hat einigermassen geklappt, nur ein Lackschaden ist geblieben. Mittlerweile war beim Custom Schichtwechsel und der neue Beamte hat gemeint, warum wir nicht mit dem Dinghi gekommen sind?! Als ich im die Sache erzähle meint er nur „was it the fat guy?“ (wars der Blade?). Beim Ablegen haben uns dann einige Hände geholfen, auch der neue Zöllner. Während wir unsere ANGICAMARO nach hinten weggezogen haben, hat uns die „Landmannschaft“ mit Brachialgewalt vom Pier weggedrückt. „Guat is gongan, nix is gschegn“, aber doch unnötig. Währen der Ausfahrt aus dem Inselgewirr sehen wir wieder einen großen Wal. Leider wartet er nicht, bis ich Kamera und Tele geholt habe.
Die Schaukelei erschwert das Einschlafen. Wir sind müde. Wie müde, merke ich daran, daß das Meer zu mir spricht. Manchmal murmelt es leise, dann laute Schreie, ab und zu singt es. Regelmäßig reißt uns das Gepumpere von Geschirr oder Flaschen wieder aus den Wachträumen. Die Armmuskel schmerzen vom ständigen Festhalten. Mittlerweile schaukeln wir in den dritten Tag, wir schreiben den 14. August, unseren Hochzeitstag. Als wir die Oneata Passage, das „Tor durch die Lau Gruppe“, erreichen, wird das Geschaukele weniger. Ein Mahi Mahi gustiert mit unserem Köder, er gefällt ihm, und uns der Mahi Mahi auch. Gerade rechtzeitig zum Hochzeitstag gibt das ein feines Menü. Unseren Hochzeitstag feiern wir im kleinen Kreis. Annemarie übertrifft sich dafür in der Küche wieder einmal selbst (Mahi Mahi nach Pariser Art mit Petersilerdäpfel und Gurkensalat).
Mit achterlichem Wind, einmal auf Steuerbordbug, dann wieder Backbordbug, nähern wir uns unserem Ziel. Langsamer, als dieTage davor, daher um einiges bequemer. Am 15.8., 12:00 liegen noch 217 Seemeilen vor uns. Um 18:00 sind es immer noch 194. Der Wind wird schwächer. So schwach, dass wir später den Motor zu Hilfe nehmen müssen. 16.8: Statt Sonnenschein gibt’s seit ein paar Stunden „Novemberwetter“. Nebelig, trüb und feucht. Immer noch tuckern wir unter Motor dahin. Am Vormittag können wir wieder Segel setzen. Da es regnet turne ich nackt am Vordeck herum, um die Genua wieder auszubaumen. Da wird am wenigsten Gewand nass. Der Tag vergeht ohne Sonnenschein, weiterhin nieselt es. Der Pazifik ist und bleibt unbeständig.
Am 17. Hat uns auch die unangenehme Welle wieder. Es beutelt unsere ANGICAMARO – und uns auch – wieder so richtig durch. Doch es sind die letzten Meilen und somit tragen wirs mit Fassung. Was wir auch mit Fassung und entsprechender Kleidung tragen müssen ist der Regen, der uns bis zum Ankerplatz vor der Vuda Point Marina begleitet. Erstmals seit der Donau müssen wir wieder ins Ölzeug! Im Schiff ist alles feucht, also müssen wir nach drei Jahren auch die Heizung wieder aktivieren. Bange Minuten, ob sie wohl anspringen wird – sie springt und sofort wird’s auch zu heiß. Es hat ja trotzdem 20°C Aussentemperatur.
Jetzt, 17.8. 12:00 LT ankern wir erstmals vor der Marina und warten nach 556 zurückgelegten Seemeilen auf das Einklarieren.
Das Einklarieren beginnt schneller, als wir erwartet hatten. Als Annemarie unsere Mahi Mahi Spaghetti fertig hat, noch bevor wir den ersten Bissen geniessen konnten, klopft es am Schiff. Als wir die Köpfe rausstecken, schallt uns ein lautes, freundliches „Bula“ entgegen. „Biosecurity“ kommt an Bord, um unsere Gesundheit zu erkunden. Dabei erklärt uns der Beamte, daß es in Tonga Chicongunja gibt, und daß er deshalb das Schiff desinfizieren muss. Alle Luken dicht und dann sprayt er uns die Kajüten voll. Dann warten wir wieder. Schon bald werden wir über Funk aufgerufen, an den Zollpier in die Marina zu kommen. Wir sollen an einem anderen Schiff, das kurz vor uns gekommen ist, längseits gehen. Kaum sind die Leinen fest, kommen auch schon zwei Mann an Bord. Nocheinmal Biosecurity und auch die Polizei kommt. Biosecurity kümmert sich um Müll, woher unsere Lebensmittel kommen, und zu unserem Missfallen konfisziert er unser letztes Obst. Der Polizist will wissen, ob wir Feuerwaffen an Bord haben, unsere Signalpistole interessiert ihn nicht. Danach beginnt der Papierkrieg. Im Gemeinschaftsbüro von Immigration, Custom und Biosecurity werden unsere Pässe kontrolliert, etliche Formulare ausgefüllt, Fragen gestellt nach woher, wohin, wie lange. Sogar die letzten „ten ports of call“ müssen wir angeben. Allerdings nehmen sie die Antworten nicht so genau, und als sie merken, daß uns bei einem Formular die Arme zu kurz werden, sagen sie uns, was wir ankreuzen und was wohin wir eintragen müssen. Später, bis alle Rechnungen ausgestellt sind, Annemarie vom Bankomaten zurückkommt und alles bezahlt ist, angenehmer Small Talk – „Welome to Fiji“, „ah du bist YogaLehrerin – dann kannst du ja hier Stunden geben“ meint die Zöllnerin, die uns kurz davor erklärt hat, wir dürfen hier keiner Arbeit nachgehen…
Kostenaufstellung fürs Einklarieren (in Fiji Dollar, 1 FD entspricht etwa 0,5 USD):
Biosecurity, Standard Charge: FD 201,83; Quarantine Measures: FD 187,50; Desinfektiosspray: FD 149,-; (Gesamt FD 538,-, also in etwa EUR 230,-). Später erfahren wir, daß Schiffe, die von Tonga kommen, auch wenn Platz im Hafen oder in der Marina wäre, zuerst draußen ankern müssen, und bereits vor Anker inspiziert und desinfiziert werden. (Welche anderen Ausgangshäfen ähnliche Maßnahmen nach sich ziehen, wissen wir nicht).
<Sachdienliche Hinweise - Koordinaten der Anchorage vor der Marina: 17º41’04”S; 177º23’02”E. Die Marina ist klein und voll. Trotzdem bemühen sie sich, für jeden der kommt, Platz zu finden. Vorher anzumelden, schadet nicht. Vor dem Abfahren aus Tonga auf jeden Fall das Formular C2 (über noonsite leicht zu finden) ausfüllen und an: yachtsreport@frca.org.fj ; elia.lawena@govnet.gov.fj ; yachtinfo@biosecurityfiji.com; immigration@govnet.gov.fj mailen. Wenn ihr in Vuda Marina einklarieren wollt, in cc auch an
reception@vudamarina.com.fj schicken. Etwa 48h vor Ankunft in Fiji nochmal ein Mail mit der ETA an den selben Verteiler senden. Die Marina agiert zwar nicht als Agent, kümmert sich aber darum, daß die Officials da sind und um den Transport von Biosecurity zum Schiff vor Anker, eventuell verlangen sie dafür auch was. Signalflagge „Q“ (gelb) auf jeden Fall setzen.>
24.7. – 5.8. Tonga, wir kommen – oder „unbeständig, unbeständiger, pazifik“
Verkatert wachen wir am 24. auf. Am Vortag haben unsere Freunde Doris und Ruedi zum Sundowner und „grillieren“ auf die Muck eingeladen, um unser kurzes Wiedersehen zu feiern. Das Wiedersehen war schön, das Aufwachen am „Tag danach“ weniger. Schwimmen und ein deftiges Frühstück hat uns wieder fit gemacht. Ich konnte noch in den Mast gehen, Annemarie hat vorgekocht. Um 13:30 dann noch Tankstelle und dann raus. Leicht ist uns der Abschied von Bora Bora nicht gefallen. Zu gerne wären wir noch geblieben, aber die Wetterdaten haben vielversprechend ausgesehen, also snd wir los. Viel versprochen am ersten Tag, nicht gehalten. Keine 12 Knoten von achtern, sondern maximal 8, das ist zu wenig bei einem Schwell von etwa 2 Metern. Endlich kurz nach Sonnenuntergang frischt der Wind soweit auf, daß wir Segel setzen können. Und er hält bis zum 25., 2 Uhr morgens. Dann dreht er zunächst nach Westen, dann weiter nach Norden um kurz darauf in einem heftigen Regenguß, zu verschwinden. Wieder Maschine. Wieder viel zu hohe Wellen. Wieder Geschaukele. Zum Sonnenaufgang können wir dann wieder Segel setzen. Der Wind bleibt zwischen 10 und 15 Knoten, die Welle meist über 2 m. Nicht angenehm, aber wir kommen, zwar langsam, vorwärts. Am 26. frischt der Wind auf. Wir werden etwas schneller. Etmal von 25. auf 26. immerhin 116 Seemeilen. Bei unserem Pazifik-Einstieg haben wir uns über solche Etmale gefreut. Wir sind noch immer müde von den langen Passagen im Pazifik und auch diese Passage, deren erste 220 Seemeilen wir schon hinter uns haben (aber immer noch 1100 vor uns) beginnt zermürbend. Der bewölkte Himmel – oben graue Wolken, unten graue Wasserwüste - trägt nicht zur Stimmungshebung bei. Annemaries Gourmetküche lässt zumindest stundenweise Freude aufkommen. Gestern Koteletts, heute Thunfischlaibchen. Es bleibt grau in grau. Den ganzen 27. Auch in der Nacht zum 28. Nur fahles Mondlicht, keine Sterne. Die Nachtwachen dauern gedanklich doppelt so lang. Der Wind wird noch stärker, so daß wir nur mehr unter Fock fahren und trotzdem mit mehr als 5 Knoten dahinbrausen. Immerhin haben wir von knapp 1300 Meilen schon 450 zurückkgelegt. Ein schwacher Trost. Es bleben noch immer 850. Am Morgen des 28 zeigt sich endlich die Sonne. Immer noch bläst es mit 25 Knoten, manchmal etwas mehr, ab und zu weniger. Gebannt holen wir uns neue Wetterdaten und ziehen die „Arschkarte“: Starkwindwarnung über den Cook Islands, das Seegebiet in dem wir uns gerade befinden – liest sich dann so:
Northern and Southern Cooks
Weather Bulletin issued from NWFC Nadi Jul 281458 UTC.
A STRONG WIND WARNING REMAINS IN FORCE FOR SOUTHERN COOKS WATERS.
Situation:
A high pressure system to the far southeast of Southern directs a
southeast wind flow over the group. Meanwhile, a weak frontal system
lies just north of the area.
An east to southeast wind flow prevails over Northern Cooks.
Meanwhile, a weak trough with associated cloud and showers lies slow
moving over the area.
Forecast to midnight tonight for the Southern Cooks:
Over Coatal areas: Moderate to fresh southeast winds, gusty at times.
Over Open Waters: Southeast winds 20 to 25 knots. Rough seas.
Moderate southerly swells.
Fine apart from brief showers. Cool nights.
Further outlook: Fine apart from brief showers. Cool at night.
Heavy southerly swells.
Und so war es dann auch. Am ärgsten war es vormittags. Die Wellen waren so hoch, daß wir unseren Kurs nicht mehr halten konnten, sondern mit den Wellen segeln mussten – ablaufen nennt sich das. Um die Mittagszeit hat sich dann der Wind etwas eingekriegt, nur mehr 20 Knoten, statt 25 bis 30, in Spitzenböen 40 Knoten. Und die Welle ist im Begriff, sich zu beruhgen. Langsam gehen wir auf den ursprünglichen Kurs zurück. Später kommt auch wieder die Genua anstelle der Fock. Tags darauf präsentiert sich der Pazifik im Sonntagsanzug. Moderate Welle, angenehmer Wind. Bis er einschläft. Wir wechseln für zwei Stunden auf den Gennaker. Danach wieder mit Genua. Erstmals schleppen wir die Angel heute nach. Noch ohne Erfolg. Am späten Nachmittag wird die Welle wieder unangenehm hoch. „Unbeständig – unbeständiger – pazifik“ ist die neue Devise.
Der 30. begrüßt uns mit einer mondhellen Nacht und angenehmen Wind. Die unangenehme Welle beruhigt sich zusehends. Wieder kommt die Angel raus. Diesmal nicht für lange, denn, noch während wir frühstücken, schlägt sie an. Der Gummistrop spannt sich zum zerreissen und – er zerreisst nicht. Was reisst, ist die Leine. Und damit verschwindet der Fisch samt meinem Lieblingsköder. Zu unserem Trost: Ein Fisch, der dies schafft muß so groß sein, daß wir ihn ohnedies nicht wollen…
Natürlich bauen wir einen neuen Köder. Kommt dann am nächsten Tag raus. Wieder ein Biss, wieder was größeres. Diesmal kann er sich befreien. Wieder kein frischer Fisch. Dafür ein schöner Segeltag.
Seit kurzem nehmen wir an Tony´s Net, einem Amateurfunknetz für Seefunkstellen (maritime mobile) teil. Beim täglich auf der Frequenz 14315 um 2100UTC beginnenden Funknetz meldet man sich an, wird dann aufgerufen und gibt seine Position, seinen Kurs und sein Ziel an. Danach werden die aktuellen Wetterdaten abgegeben und man wird gefragt ob an Bord alle wohlauf sind und man irgendwas braucht. Und bei Bedarf bekommt man vom Moderator der Funkrunde (Net Controller) auch aktuelle Wetterberichte für seine Route. Heute (1.8.) waren wir total überrascht und erfreut, als wir von Adi und Irene, zwei Segler, die wir schon aus Österreich kennen und in Neu Kaledonien mit ihrem Schiff sind, über diese Funkrunde kontaktiert wurden.
Der Wind ist stark, die Wellen hoch. 3 Meter sind keine Seltenheit. Als ich einmal ins Cockpit komme, wirft mir eine Welle Annemarie geradewegs vor die Füsse. Sie fällt samt Sitzpolstern von der Cockpitbank. Zum Glück keine blauen Flecken. Der Himmel ist grau, kein Sonnenuntergang, der Mond scheint nur fahl durch die Wolken. Sterne, was ist das? Mit 20° Lufttemperatur ist es auch ziemlich kühl, abends Sweater und lange Hosen. Wir nähern uns, wackelnd und scheppernd zwar, aber kontinuierlich unserem Ziel. Dabei überfahren wir auch die Datumsgrenze. Schon komisch. Wir fahren in die Nacht des 3.8. und kommen am Vormittag des 5.8. in Tonga an. Wo ist bitte der 4. geblieben? Kurz bevor wir in den großen Fjord von Vava’u einbiegen, sehen wir Wale. Zuerst nur den Blow Out. Dann ganz langsam der ganze Wal. Buckelwal. Gänsehaut. Das erste mal, daß wir mit Bestimmtheit sagen können, es ist ein Wal. Es bleibt nicht bei dem einen.
Nach 1305 Seemeilen legen wir am Morgen des 5. August in Neiafu, Vava’u, Tonga am Fishermans Pier an und warten auf den Zoll.
<Einklarieren in Tonga, Vava’u: Einfahrt nach Neiafu, dann am Fischerpier (18°39,114S; 173°59,171W) anlegen (Backbordseite, Fender hoch setzen). Wir mussten nichts bezahlen, angeblich kassieren die Fischer manchmal eine kleine Gebühr, wir haben ihnen Lollies geschenkt. Dann ein Crewmember zur Bank schicken, um lokale „Marie“ (Tonga Dollar) zu besorgen. Beim retour gehen am Markt eine Kleinigkeit einkaufen, um Kleingeld zu bekommen. Annemarie hat am Retourweg den Zöllner gleich mitgebracht (wenn ihr zur Bank geht, kommt ihr bei Zoll und Health vorbei - eher unscheinbare Baracken ausserhalb des Fischereihafens). Zoll und Foodinspection sind mit je einem Mann an Bord gekommen. Foodinspection kassiert 25,1 TD (1 TD = 0,5 USD). Anschließend musste ich zum Immigration Office gehen (ist in der Tonga Development Bank im obersten Stock), und danach zum Health. Dort hab ich dann noch einmal 100 TD bezahlt. Danach sind wir vor an eine Mooring Boje von Moorings (anmelden bei Moorings auf VHF 72). Fresh Products: es wurde uns nichts weggenommen, aber vermerkt, dass wir nichts an Land bringen dürfen. Der Food Inspector hat den Müll mitgenommen.>
Nachsatz für Statistiker: 1305 Seenmeilen, dafür benötigt: 10 Tage, 19 Stunden und 55 Minuten. Durchschnittsgeschwindigkeit 5,02 Knoten. Gesamte bisher zurückgelegte Strecke (ab Wien): 17.920 Seemeilen.
19.7. Huahine – Bora Bora
Das nächste „Traumziel“ wartet auf uns – Bora Bora. Dafür müssen wir zeitig aus den Federn, denn es sind 52 Seemeilen und wir wollen vor der Dunkelheit ankommen. Zuerst wenig Wind bei , wie könnte es auch anders sein, unangenehmer Welle, weil für diesen Wind zu hoch. Unsere Segel schlagen bei jeder Welle von einer Seite auf die andere. Während wir motoren, segeln andere in der durch ein Riff von den Wellen geschützten Lagune von Raiatea und Tahaa. Später, als wir die beiden zwischen Huahine und Bora Bora liegenden Inseln hinter uns lassen, wird die Welle flacher und wir können unter Gennaker bis kurz vor den Pass durchs Riff, weitersegeln. Endlich mal ein paar Stunden echtes Genusssegeln. Als wir am Clubhaus des Bora Bora Yacht Clubs vorbeifahren, winkt vom Steg her Doris von der Muck und zeigt uns die letzte freie Boje. Am Abend großes Wiedersehen mit Doris, Ruedi und ihren Freunden Monika und Matthias. Doris und Ruedi von der Muck haben wir vor 4 Monaten zuletzt in Panama gesehen.
16. u. 17.7. Moorea – Huahine
Huahine – exotisch klingender Name, der Fernweh auslöst. Oder Unkenntnis. Kleine Insel in den Gesellschaftsinseln, naturbelassen, weitgehend vom Massentourismus verschont. Freundlich werden wir von Kindern und Erwachsenen begrüßt. Eine Schar Kinder trägt zwei stolze Hähne zum Training für den Hahnenkampf. Auf meine Frage „pour Poullet Grillet“ wissen sie keine Antwort, aber sie schenken uns ein Lächeln... Das Alles war nach der Überfahrt. Die Überfahrt begann wie viele im Pazifik. Im Lee der Insel kein Wind, nach einigen Seemeilen beginnender Schwell, dann Wind. Mit dem Wind die Welle. Wind von hinten, Welle leicht achterlich. Wieder einmal unangehm. Kurz nach dem Segel setzen ein kräftiger „Schnalzer“ an der Angel. Life Belt anlegen (anschnallen), Handschuhe überziehen und an die Arbeit. Diesmal mächtig viel Arbeit. Noch weiß ich nicht, was an der Angel ist – hoffentlich kein Hai. Nach einigen Minuten Arbeit mit der Handrolle wird klar, es ist ein Thunfisch. Der größte, den wir je an der Angel hatten. Zuerst kräfteraubend, ihn heranzuholen, dann der schwierige Akt des Herausziehens. Gelingt. Und jetzt beginnt der Kampf. Der Thun merkt, daß da was nicht stimmt und will das nicht. Schlägt herum wie ein Pferdefuß. Letztendlich ist er doch erledigt, Annemarie und ich auch. Annemarie von der Sauerei, die dabei entstanden ist, ich vom Erzeugen der Sauerei. Eine Stunde lang haben wir, nachdem der Fisch tranchiert war, Cockpit und Achterschiff gereinigt…
Insgesamt 99 Seemeilen (kaufmännisch abgerundet), bei mäßig starkem Wind und wieder einmal blöder Welle (dank El Nino).
14.7. Tahiti – Moorea
Montag abend – kein Wasser am Steg, Dienstag, 14.7. Feiertag in ganz Frankreich und den angeschlossenen Terretorien, und unser Tank ist leer, leerer, staubtrocken. Kurzes Gespräch mit dem Dockmaster, der mir am Vortag sein Fahrrad geborgt hat, um zum Zoll zu fahren (wegen Yacht in Transit Declaration), hat die Lösung. Am vorderen Ponton gibt es Wasser, also sollen wir es von dort holen. Nach dem Wasser bunkern brauchen wir noch Diesel. Die nächste Wassertankstelle ist in der Taina Marina. Also motoren wir die 5 Meilen innerhalb des Riffes. Dabei müssen wir 5 Minuten, bevor wir das Nordende der Landebahn des Flughafens passieren auf VHF 12 beim Port Control die Erlaubnis einholen. Die gleiche Procedur nochmals, als wir das Südende der Runway passieren. Dann tanken. Mit dem Diesel aufnehmen sind wir um 13:30 fertig, um 17:00 wird es dunkel, also motoren wir die gesamte Strecke bis in die Opunohu Bay (20 Sm). Kurz vor Sonnenuntergang fällt unser Anker in 10 m Tiefe. Und – „see you down the road“ – neben uns ankern Katja und Joshua mit ihrer Hope, die uns dann am Abend noch besuchen.
<Position: 17°30,81S 149°51,06W, Anmerkung zum Tanken – Tax free (mit Yacht in Transit Declaration) : 86 xpf pro Liter Diesel, ohne 157 xpf (grobe Umrechnung: 100 xpf = 1 EUR)>.
29.6. – 11.7. Marquesas – Tuamotus - Tahiti
Ua Pou liegt wolkenverhangen hinter uns. Wir lassen die Tage in Marquesas Revue passieren: Abenteuerlich. Mystisch. Geheimnisvoll. Freundliche Menschen. Wildromantische Landschaften. Rollige, schwellige Ankerbuchten - schlafen, kochen, essen – leben in der Waschmaschine. 80 kilo weibliche Südseeschönheit (entspricht männlichen 120+). Exotische Früchte. Regen. Wolkenverhangen. Beeindruckende Landschaft. Sie haben uns gefallen. Aber jetzt geht´s zu neuen Ufern. Mit voll geblähten Segeln düsen wir den Tuamotus entgegen. Der Kurs ist unangenehm. Halbwindkurs. Die Wellen wieder hoch und von der Seite. Wir können uns gar nicht an die Schiffsbewegungen gewöhnen. Erstmals braucht Annemarie im Pazifik ihre Antiseekrankheitspille. Ich bin auch schaumgebremst. Ein Gelbflossenthun (Yellow Fin Tuna) hebt die Laune und komplettiert das Abendmenü. Auch am zweiten Tag der Überfahrt (30.6.) beehrt uns ein Yellow Fin Tuna. Diesmal etwas größer. Ebenfalls um die Mittagszeit. Haben die auch Mittagshunger? Das Schiff läuft ruhiger und die Wellen sind etwas angenehmer geworden. Mit 5 bis 6 Knoten nähern wir uns dem Ziel. Noch liegen ca 380 Nm vor uns. Kurz nach dem Abendessen (Thunfisch gebraten mit Reis) zeigt uns der Pazifik seine Zähne in Form eines kräftigen Squalls. Der Wind frischt von einer Sefkunde auf de andere von 12 Knoten auf 28 auf. In voller Schräglage wechseln wir von Genua auf Fock. Als die Fock steht, ist der Spuk auch schon wieder vorbei. Der Wind bleibt aber stärker, also lassen wir es bei Fock und gerefftem Groß. Ein schön anzusehender Monduntergang und ein ebensolcher Sonnenaufgang versüssen Annemarie ihre Morgenwache. Am 1.7., kurz nach 8 Uhr haben wir die Hälfte des Weges nach Toau, unserem Zielatoll, hinter uns gebracht. Kleineres Bergfest, quasi. Mittags versuchen wir uns kochtechnisch erstmals an einer Brotfrucht. Wir frittieren sie. Schmeckt gut. Wird in die Speisenliste aufgenommen. In der Nacht auf den 2. beginnt der Wind, Spompanadeln zu machen. Er dreht herum und beginnt zu schwächeln. Dies ist auch vorausgesagt. Die GRIB Files sagen auch vorher, daß im Anschluß an die Flaute, die bis Freitag dauern soll, Starkwind kommt. Daher ändern wir unseren Plan und legen vorerst Takaroa an. Toau kann warten. In Takaroa werden wir sehen, ob wir genug Diesel an Bord haben oder besorgen können, um nach Taou weiterzugehen, oder ob wir bleiben, bis sich die Situation wieder beruhigt hat. Der Motor muß herhalten. Erst nur als Unterstützung, damit wir unser erstes Atoll bei Tageslicht erreichen, dann, am 2. ab etwa 2 Uhr früh als Hauptantrieb. Es liegen noch etwa 70 sm vor uns. Nach der bedeckten Nacht erwartet uns Sonnenschein am Morgen. Nach dem Frühstück können wir soger die Genua als Unterstützung setzen, damit wir nicht soviel Diesel verbrauchen. 30 Liter haben wir unterwegs aus einem Kanister nachgetankt. Damit sind wir gut über die Runden gekommen. Um etwa 15 Uhr sind wir vor der Einfahrt in unser erstes Atoll. Wir sollten leicht auslaufende Strömung haben. War nicht so. Als wir direkt im Pass sind, übernimmt die Kontrolle jemand anders. Mit 6 Knoten zieht es uns in den engen Pass. Nervös nehme ich die Herausforderung am Ruder an. Annemarie hält am Bug Ausguck. Mit rasender Geschwindigkeit nähern wir uns der Schlüsselstelle, ein 90 Grad Knick, der links und rechts von Korallenblöcken eingesäumt ist. Donauerfahren driften wir um die Kurve. Es klappt. Wir rammen keinen Korallenblock und werden ins stille Wasser der Lagune förmlich hineingespuckt. Nun geht’s nur mehr darum, einen Ankerplatz zu finden. Wir sehen an 2 Stellen Schiffe ankern. Den näheren laufen wir gleich mal an. Der taugt aber nichts. Schon beim einankern verfängt sich die Kette in Korallen. Also wieder auf und auf den Ankerplatz gegenüber. 3 Meilen liegen etwa dazwischen. Ohne Markierung und ohne Karte tasten wir uns hinüber. Auch das Klappt. Die Eyeball-Navigation funktioniert. Hier liegen wir das erste Mal seit Monaten wieder vollkommen ruhig. Ohne Gerumpel, ohne Gewackel. 430 Seemeilen haben wir wieder in den Kiel unserer ANGICAMARO gefahren.
<Position unseres Ankerplatzes in Takaroa: 14°30,35’S; 145°01,53’W. Ankertiefe etwa 10m. Zufahrt: Nach dem 90° Knick am Ende der Einfahrt erst mal den Korallen nach N ausweichen und dann in der Lagune zum Ankerplatz fahren. Auf Korallenblöcke und Markierungsbojen (für Perlenzucht) achten. Die durchschnittliche Tiefe bis zum Ankerplatz beträgt ca 25 Meter.>
Am 4.7. starten wrír ausgeruht in den schlimmsten Törn unserer bisherigen Reise. Nach ausgiebiger Analyse der GRIB Daten steht einer Nachtfahrt nach Toau nichts im Wege. Zwar soll der Wind über Nacht zunehmen, und am Sonntag richtig stark werden, aber da sind wir laut Plan längst schon an einer Boje oder vor Anker. Laut Plan. Wir verlassen unseren Ankerplatz. Ein hinterlistiger Korallenblock, der sich am Meeresboden versteckt gehalten hat, schiesst hoch und klopft an den Rumpf unserer ANGICAMARO. Recht laut. Natürlich erschrecken wir. Endlich kommen die Vorteile eines Stahlschiffes zum Tragen. Nichts passiert. Wir fahren aus dem Atoll aus. Wieder spannend, durch den engen Pass durchzufahren. Draussen setzen wir Groß und Genua und los geht’s.- Wir freuen uns auf eines der schönsten Atolle der Tuamotus. Auch die ersten Squalls können uns nicht erschüttern - aus dem gerefften Groß schöpfen wir noch 12 Liter Wasser für unseren Tank. Einreffen, ausreffen, Genua weg, Fock her, Fock weg, Genua her, Groß größer, Groß kleiner, bis das Groß klein bleibt und auch die Fock nicht mehr eingewechselt wird. Es hat sich eingeweht. 20 bis 25 Knoten von vorne machen „Kurs Toau“unfahrbar. Zurück geht auch nicht mehr. Als Altenative wählen wir Apataki. Da können wir abfallen und kriegen den Wind eher halb bis achterlich. Das geht, ist aber nicht angenehm. Immer wieder kommen Wellen über. Die Windgeschwindigkeit steigt auf 30 Knoten, in Böen knapp 40. Wir sind zwar schnell, aber alles andere als gemütlich unterwegs. Schlafen wird zur Tortur. Wieder muß Annemarie zur Pille gegen die Seekrankheit greifen. Und erstmals sind wir froh darüber, daß sich der Fisch, der angebissen hat, während wieder einmal Böen einfallen und wir noch reffen, losreissen kann. Die letzen Meilen bis Apataki müssen wir dann wieder gegenan. Reinstes Rodeo. Immer noch bläst der Wind mit 20 und mehr Knoten, die Welle ist zwar durch die Abdeckung von Apataki nicht mehr ganz so hoch, aber auch das was übrigbleibt reicht, um das Schiff immer wieder erzittern zu lassen, wenn der Bug wieder einmal voll in die Wassermassen kracht. Dann endlich erreichen wir den Pass. Natürlich zur falschen Zeit. Ebbstrom ist angesagt. Das Wasser läuft uns aus dem Atoll durch den Pass entgegen, der Wind bläst uns auf die Nase. „Ideale“ Bedingungen. Wir sind müde und wollen rein. Nix warten. Also pfeif auf die Theorie mit Slack Water (der Stillstand beim Gezeitenwechsel – 4 mal in 24 Stunden), wir haben eine starke Maschine. Das hilft. An der Schlüsselstelle sind wir mit 2600 Umdrehungen pro Minute 0,7 Knoten „schnell“. Unter anderen Umständen laufen wir bei dieser Motordrehzahl wenigstens 7 Knoten. Eine knappe Stunde „doktern“ wir am Pass herum. Aber dann. Wir sind durch. Klares Wasser peitscht uns, getrieben vom Wind, entgegen. Nass, nasser, am nassesten. 9 Seemeilen noch bis zum Ankerplatz. Der ist schön. Wieder erleben wir einen von Sandhaufen eingefassten Neusiedlersee, dessen Uferbewuchs aus Palmen statt aus Schilf besteht. Und noch ein Unterschied – er liegt mitten im Ozean und ist fischreich und glasklar…
<Daten zum Ankerplatz in Apataki: Wegpunkte für Ansteuerung – Pass (Ende): 15°36,123’S 146°24,311‘W, von hier 15°34,247‘S 146°19,025‘W anlegen und dann weiter zum Ankerplatz vor der Carenage anf 15°33,45‘S 146°14,59‘W. Wir ankern auf etwa 7m Tiefe auf 15°33,41‘ S 146°15,5’W>
6.7., wir geniessen Apataki. Zumindest am Nachmittag. Vormittags gibt’s noch Arbeit. Annemarie reinigt den Wasserpass und befreit die Reling und alle Fenster vom Salz, So salzverkrustet war unser Schiff noch nie. Ich flicke währenddessen wieder einmal einen Riss am Groß und backe Brot. Weißbrotrezept mit Vollkornmehl – eine interessante Mischung. Schmeckt gut aber Zähne sind ein wesentliches Utensil, um an den Geschmack heranzukommen. Vor unserem Ankerplatz liegt die „Apataki Carenage“, Landstellplätze mit Slipmöglichkeit für Yachten. Ausser den Stellplätzen wird hier, wie auch auf anderen Atollen, eine Perlenfarm betrieben. Während wir unter einem Sonnendach auf die Perlenbesichtigung warten, springt uns eine Österreichfahne entgegen. Schauen genauer und freuen uns, ein Zeichen von Freunden gefunden zu haben. Wir erstehen drei wunderschöne schwarze Perlen – die Spezialität von hier. Danach spazieren wir zur Ozeanseite des Atolls. Mächige Brecher rollen heran und auf der Innenseite ist nichts zu merken. Faszinierend.
Und wir kriegens doch! Am 7.7. segeln und motoren wir bei wenig Wing und flachem Wasser trocken nach Toau. Der erste Eindruck ist – „hierbleiben wollen“, der zweite – „es hat sich gelohnt, hierher zu kommen“. Ein tolles Dinner erwartet uns am Tag unserer Ankunft. Den zweiten Tag verbringen wir mit kleinen Wartungsarbeiten, ausruhen uns Schnorcheln. Ich suche (und finde) als erstes die Stellen am Rumpf, mit der wir in Takaroa über die Korallen geschrammt sind (nicht weiter schlimm, Lackschaden mit einer kleinen Delle. Danach mit dem Dinghi zum Riff. Wunderschöne, vielfältige und fischreiche Unterwasserlandschaft. Lange bleiben wir im Wasser. Als dann die Haie (Weißspitzen Riffhaie) immer mehr werden und uns näher kommen, verlassen wir das Wasser wieder. Dann noch ein Plauscherl mit Valentina, die mit ihrem Mann Gaston einen kleinen „Yachtversorgungsbetrieb“ betreibt. Sie kochen ab und zu für Segler, dann aber ausgiebig. Je nach Verfügbarkeit haben sie auch Brot, Bananen, Perlen oder Fisch (auch Langusten) für die Segler. Natürlich gegen gutes Geld. Im falschen Pass (Einbuchtung im Riff der Lagune, jedoch ohne Einfahrt ins Innere) der Anse Amyot haben sie 9 Mooringbojen, die gut in Schuss sind. Kostenpunkt: 500 Polynesische Franc (entspricht etwa 5 USD), die sie uns „schenken“, nachdem wir brav bei ihnen konsumiert haben. Bevor wir Taou wieder Richtung Tahiti verlassen, bringt uns Gaston noch eine große, bereits ausgelöste Languste, ein Kilo Bananen und ein Baguette ans Schiff. Das haben wir vorbestellt, Kostenpunkt 4.000 PF, davon 500 für die Bananen (ca 1kg). Die teuersten Bananen unserer Reise.
9.7. 12:30 Ablegen Richtung Tahiti. 42 Stunden und 226 Seemeilen später liegen wir fest verheftet in der Papeete Marina. Es war die seit langem angenehmste Überfahrt – flaches Meer und stetiger Halbwind mit 8 bis 12 Knoten, in Böen schon mal 15. Wir sind in Tahiti, der größten Insel der Gesellschaftsinseln (Societies) angelangt.
23.6. Von Nuku Hiva nach Ua Pou,
oder von Hakatea nach Hakahau. 25 Meilen gegen mäßigen Wind und hohe Welle – kein absolutes Vergnügen. Die letzten 4 Meilen motoren wir, das Aufkreuzen sparen wir uns. Wieder haben wir Fischerglück, wir fangen einen großen Wahoo.
Während wir die Hafeneinfahrt ansteuern, können wir die bizarre Landschaft Ua Pou’s bewundern. Im schwellverseuchten Hafenbecken erwarten uns bereits Katja und Andreas, die uns auch mit ihrem Dinghi beim Ankermanöver helfen. Sie bringen uns den Heckanker aus, der, gemeinsam mit dem Buganker unsere ANGICAMARO in den Wellen hält, damit das Geschaukele erträglicher wird.
16. bis 18.6. Tahuata – Nuku Hiva
Unser Ziel war nur zwei Seemeilen weiter südlich auf Tahuata. Wir wollten vor Vaitahu ankern, das lokale Internet beim Inselwebshop versuchen, wenn geht etwas Obst ergattern und noch ein, zwei Tage dort verweilen. Dem war dann nicht so. Starke Fallböen haben die Bucht und den Ankergrund vor Vaitahu ungemütlich gemacht. Fast gefährlich. Was tun? Gleich Nuku Hiva? Ok. Am Weg haben wir uns an ein Mail von Claudia und Jürgen (Belle Epoque) erinnert, in dem sie uns von der Bucht Hanamenu auf Hiva Oa erzählt haben und dass es an Land sehr schön sein soll. Da sind wir dann abgebogen um noch Obstvorräte und Frischwasser zu ergänzen. Leider waren die Bewohner des kleinen Dorfes allesamt „ausgeflogen“, daher konnten wir kein Obst eintauschen. Aber im Frischwasserpool, gespeist von einer klaren Quelle, konnten wir ungestört baden. Ein wahres Vergnügen.
Zwischen Hanamenu und Nuku Hiva liegen etwa 75 Seemeilen. Zu weit, um bei einem Tagestörn noch bei Tageslicht anzukommen. Also wählen wir die „Übernacht“-Variante.
Die Nachtfahrt nach Nuku Hiva in die Baie de Taiohae waren alles andere als angenehm. Zuerst nur hohe Welle, teilweise über 2 Meter und kein Wind machen das Motoren zur Tortur. Als wir die Inselabdeckung nach 10 Seemeilen hinter uns lassen, kommt endlich der Segelwind. Statt von einer Seite zur anderen zu rollen, pendeln wir nur mehr zwischen Backbordbug und aufrechter Stellung. Am frühen Morgen des 18., kurz nach Sonnenaufgang, laufen wir in die riesige Ankerbucht von Taiohae ein. Wieder stehen einige bekannte Schiffe hier. Auf 17 Meter Tiefe lassen wir unseren Anker fallen. Der Schwell vermittelt uns das Gefühl, bei mittlerer Bora mitten in der Adria zu ankern…
4.5. bis 5.6. Pacific Crossing
Nach beschaulichen und erholsamen Tagen in Bahia de Caraquez lösen wir am 4.5., nicht ohne in der Marina noch ein schnelles Geburtstagsbier zu trinken, um 16:00 die Leinen. Kurz nach 16:00 ist Tidenhöchststand und den brauchen wir, um über die Sandbarren aus dem Rio Chone zu kommen. Unter Motor geht’s in die erste Nacht. Wir möchten uns erst mal von der Küste freifahren, und das ist mit Südwestlichem Wind nicht einfach. Ausserdem brauchen wir Strom. Nachts, etwas später segeln wir. Langsam und kaum nach Süden. Aber von der Küste und eventuell ausgelegten Netzen weg. Immer noch spüren wir die Auswirkungen der ITKZ. Wenig Wind, zumindest beständig in der Richtung. Immer von vorne…
6.5. Immer noch zuckeln wir, teils unter Motor, manchmal mit Segel, Richtung 5° Süd. Ab dort soll die Strömung und der Wind passen. Immer noch gute 280 Seemeilen bis dahin. Mit einer Geschwindigkeit von 3 Knoten noch eine Ewigkeit…
Trotz daß wir schon über 100 Nm von der südamerikanischen Küste entfernt sind, fangen wir in der Nacht auf den 7. Mai ein Fischernetz samt dazugehörigen Fischerboot ein. Unbeleuchtet, das Boot und das Netz. Aufgeregt kommen die Fischer längsseits. Knallen mit ihrem Bug hart in unseren. Unterstützen ihr Geschrei mit wilden Gesten. Ich versuche, ANGICAMARO aufzustoppen. Bei 15 Knoten Wind (Kurs am Wind) mit Genua und Groß gar nicht einfach. Irgendwie kommen wir wieder frei vom Netz. Die Fischer fallen wieder zurück. Annemarie kommt verdattert hoch. Sie glaubt wir wurden überfallen – Nein – aufatmen. Trotzdem stoppen wir unsere ANGICAMARO auf und schauen erst mal, ob nicht doch noch irgendwas vom Netz an uns hängt. Nachdem alles klar ist, ziehen wir wieder weiter. Der schöne Fluss der ersten Nachthälfte ist dahin. Was geblieben ist sind Farbkratzer am Rumpf. Nach dem Frühstück wird auch klar, warum der Fluss der ersten Nachthälfte dahin ist. Wir ziehen Teie des Netzes mit. Die Fischer haben an zwei Enden was weggeschnitten, der Rest blieb an unserem Kiel hängen. Viele Meter Leine mit Kanistern dran. Als ich die Angel auslegen will, sehe ich Kanister und Leine, die uns verfolgen. Mit dem Bootshaken kriege ich zwar die Leine zu fassen, kann auch Teile abschneiden, aber ein Stück bleibt unter dem Rumpf zurück. Um das zu bergen und auch zu sehen, ob die Schraube frei ist, muss ich ins Wasser. Bei eineinhalb Meter hohen Wellen ist das gar keine Freude, neben dem stampfenden Schiff im Wasser zu arbeiten. Mir schaudert, hilft aber nichts. Rein in das tiefe Blau. Keine Leine ist in der Schraube, aber wegbekommen wir sie auch nicht, also binden wir sie ganz kurz am Schiff fest. Fast zwei Stunden dauert die Aktion. Zur Mittagszeit laufen wir wieder, endlich mal schnell, dahin…
Ab dann läufts. Wir kommen immer mehr Richtung Passat. Unser erstes „Ziel“ 05°S; 095°W segeln wir mit Halbwindkurs an. Je nach Segelfläche schräger – schneller oder aufrechter – langsamer. Zwischen 4 und 6 Knoten. Immerhin. In der Nacht zum 9. Mai frischt der Wind auf und die Welle wird höher. Wir beginnen, unangenehm zu schaukeln. In der ersten Nachtwacht höre ich seltsame Geräsche. „Krrrk“, „pfiet“, „krrrk“, und schwarze Schatten fliegen ums Schiff. Mit der „Hirnbirn“ angeleuchtet, entpuppen sich die Schatten als zwei Vögel, die uns umkreisen. Auch noch Stunden später sind sie rund um uns. Und immer wieder bekommen wir harte Schläge von den Wellen ab. Die sind wir gar nicht gewohnt, hatten wir doch bei der Atlantiküberfahrt den Wind immer aus achterlichen Richtungen und auch die Wellen kamen sanft von hinten. Hier ganz anders. Wind seitlich, Welle fast von vorne. Durch die Schräglage ist das Leben an Bord um einiges langsamer. Abläufe, die bei aufrechtem Schiff in „null komma nix“ erledigt sind, dauern ewig. Etwa die Zutatenvorbereitung beim Kochen. Oder einen Fisch zerlegen. Zuerst immer wieder Selbstsicherung. Dann Messer, Gabel, Teller, einfach Alles. Du glaubst gar nicht, wohin ein Messer fliegen kann, wenn uns wieder mal eine Welle seitlich trifft und Schwerkraft, Rollbewegung und Trägheitsmoment miteinander kopulieren. Wir könnens auch nicht glauben.
Tagsüber, am 9. Mai haben wir zwei kleine Fische gefangen. Einer hats in die Pfanne geschafft, der andere ist mir aus der Hand gerutscht und hats wieder ins Wasser geschafft. Schade. Aber auch der verbleibende Bonito hat ein gutes Abendessen ergeben. Nachts umkreisen uns wieder die beiden Vögel. Gespenstisch, wenn graue Schatten mit etwa eineinhalb Meter Spannweite ums Boot fliegen. Und ein wenig beängstigend wegen des Windgenerators. Nicht nur, daß es eine ziemliche Sauerei gäbe, wenn ein Vogel in die Flügel des Windgenerators käme, es würden auch die Flügel des Propellers kaputt und wie Geschosse auch andere Dinge in ihrer näheren Umgebung zerstören. Daumendrücken und auf den Überlebenstrieb der Tiere hoffen. Irgendwann dürften sie am Schiff landen. Wahrscheinlich auf unserer Kuchenbude. Als ich am 10.5. das Schiff kurz inspiziere, sehe ich , dass das Dach unserer Kuchenbude angeschissen wie ein Hühnerstall ist. Große Vögel – große Scheisse… Und das war nur die kleine. Die große Kacke kommt am nachmittag. Unser Kartenplotter, das navigatorische Zweit(Haupt)hirn fällt aus. Keine elektronische Seekarte im Cockpit, kein Radar, keine AIS Daten. und kein Speed. Bleibt uns Kompass, Autopilot, Echolot und Windlupe. Naja, auch nicht schlecht. Mit Handheld GPS (aus dem Jahre 1997) und OpenCPN können wir navigieren, wissen, wo wir sind und wo wir hinwollen. Nur halt nicht mehr so komfortabel. Schlimmstenfalls hätten wir auch noch einen Sextanten an Bord… Zu allem Übel bricht dann noch die Reffleine der Fock und bei der Genuareffleine gibt es einen Überläufer.
Nicht alles ist Scheisse an diesem Tag. Gleich zweimal ist uns Petris Glück hold. Zwei MahiMahi. Einen, den kleinen, verarbeiten wir zu Cevice, den anderen größeren, legen wir zum Teil ein und den Rest gönnen wir uns zum Abendessen.
11.5. Ich rufe Herrn Ober von Ober Yachtelektronik an. Seine kompetente Hilfe ruft unseren Kartenplotter zurück ins Leben. Die eine Nacht ohne hat gezeigt, es funktioniert auch anders gut. Wir konnten Kurs halten, wir wussten, wie schnell wir sind und wir haben uns wieder in Navigationsprinzipien üben können, die wegen der vielen, verfügbaren Technik ja oft gar nicht mehr angewandt werden. Also letztendlich hilfreich.
In der Nacht auf den 12. Mai überrascht uns unser erster Squall im Pazifik. Squall Queen Annemarie ist in Schwierigkeiten. Ich schlafe. Langsam wache ich auch auf und gemeinsam verkleinern wir die Segelfläche. Nach über einer Woche auf See haben wir am 13. Mai bereits mehr als 20% der Strecke geschafft. Der Bordallteg hat sich eingespielt. Zwei Funktermine pro Tag. Einmal, mitten in der Nacht mit der Muck, die schon in Französisch Polynesien sind und die allabendliche Funkrunde mit der „DÖS-Armada“. „DÖS-Armada“, das sind 5 Schiffe, die etwa zur gleichen Zeit mit dem gleichen Ziel Panama verlassen haben: Bonafide (D), Saphira (D), Red Harlekin (S), Salmon (D) und natürlich die ANGICAMARO (Ö). Jeden Abend wird versucht, das Kreuz des Südens zu finden. Ein echtes Kreuz. Es versteckt sich. Trotz Sternfinder und Feldstecher.
Immer wieder hänge wir die Angel raus und fangen Fische. Manchmal auch ohne zu angeln. Da ist der Überraschungseffekt dann so groß, dass ans Foto gar nicht gedacht wird. So passiert am 14.5., als ich nachts am Navitisch sitze und auf einmal ein fliegender Fisch vor meinen Füßen landet. Erst erschrocken, wer/was kommt da rein, dann perplex. Habe ihn wieder ins Wasser geworfen. Jetzt „fischelt“ es ein wenig. Als ich diese Zeilen gleich danach schreibe, höre ich, wie an Deck der nächste landet und, so wie schon etliche vor ihm, verenden wird.
Der Wind ist wechselhaft. Nicht so sehr in der Richtung, als in der Stärke. Am Abend des 15.5. schläft der Wind ein. Die Nacht wird zur Qual. Mit etwas mehr als 2 Knoten dümpeln wir dahin. Sobald eine größere Welle das Schiff zum Rollen bringt, schlagen die Segel, daß das ganze Schiff erzittert. Die GRIB Files für die nächsten Tage sagen auch nicht viel mehr Wind voraus. Aber es wird besser. Die Etmale sind nicht überragend, aber wir kommen vorwärts. Hatten wir bei unserer Atlantiküberquerung selten Etmale unter 130 Seemeilen, freuen wir uns derzeit (16.5.) über Etmale von 120 Nm. Bei unserer Abfahrt hatten wir überhaupt nur etwa 65 Nm. Dafür ist uns Petris Glück hold. Thunfisch, Mahi Mahi – etwa jeden zweiten Tag gibt’s fischiges am Teller als Hauptgericht, dazwischen als Imbiss haltbar gemachter Fisch. Und wir haben noch immer genug Obst und Gemüse, das Kochen macht richtig Spaß!
Wenig Wind und wenig Welle erlauben ein bequemes Bordleben. Kuchen backen für Annemaries Geburtstag ist somit kein Problem. Auch „Wasser machen“ nicht. An manchen Tagen mussten wir fürs Wasser machen beidrehen, damit der Wassermacher keine Luft zieht. Jetzt nicht. Sehr angenehm. Die Lage hält sich in Grenzen. Wir segeln fast aufrecht. Annemarie bäckt Brot.
Am 18. feiern wir Annemaries Geburtstag. Mit Kuchen, Butterbrot mit Sardinen, Gnocci Carbonara und einem kleinen Schluck Martini zum Anstossen. Zuvor setzen wir den Gennaker. Wir sind wieder schnell. Gegen Abend dreht der Wind und wir tauschen Gennaker wieder gegen Genua.
19.5. „Nur“ mehr 1999 Seemeilen bis Hiva Oa. Und es läuft seit gestern gut.
Gerade richtig zum Bergfest dreht am 21.5. der Wind nach Osten und kommt von hinten. Zugleich wird die Welle wieder höher. Laut GRIB Files bis zu 2,5 Meter. Das fühlt sich beschissen an. Die Segel schlagen, da der Wind nur schwach ist, und wir rollen. Die Geschwindigkeit ist auch nicht berauschend. Über Etmale von 120 Nm würden wir uns freuen. Wird diesmal wieder keines. Ein Trost: Bergfest! Am Morgen des 22. Verlieren wir gleich zwei Mahi Mahi. Schade um den guten Fisch. Die Genua fahren wir ausgebaumt. Das bleibt so, bis in der Nacht die Wellen so hoch werden, daß durch die Genua durch das Rollen Winddruck verliert und sich beim Zurückrollen mit einem lauten Knall wieder mit Wind füllt. Gleichzeitig mit dem Knall erzittert das gesamte Rigg. Und das etwa alle 5 Minuten. Daher wechseln wir von der Genua auf die Fock.
23.5., kurz vor 5 Uhr früh, hundemüde bereite ich den Wachwechsel vor und freue mich schon aufs Bett. Wird nix. Urplötzlich eine Böe mit knapp 30 Knoten und Regen. Das will ich noch ausreiten und so halte ich noch 1 ½ Stunden länger die Stellung. Kurz vor halb 7 kommt dann Annemarie und übernimmt. Mit weiblicher Intuition leitet sie unsere ANGICAMARO sicher durch die Regenwolken. Um die Mittagszeit ist der Spuk dann vollends vorbei und wir segeln weiter mit „schnellen“ 5 Knoten. Es liegen noch knapp 1.500 Seemeilen vor uns. So wie der Tag begonnen hat, endet er auch. Mit einer Regenwolke und böigem Wind. In der Nacht ist es wieder ruhig und wir segeln gemütlich Richtung Ziel.
25.5., die vierte Woche auf See beginnt. Unsere Extrakilos, die wir in der Karibik angesammelt haben, sind so schnell verschwunden, daß die Haut gar nicht mit dem Zusammenziehen nachkommt. Müde sind wir auch schon. Legen uns auch tagsüber ins Bett, um das Schlafmanko auszugleichen. In den Nachtwachen müssen wir darauf achten, nicht einzuschlafen. Der Bordalltag hat sich eingespielt. Fortschrittskontrolle, Speisenzubereitung, Segelmanöver, Kurskontrolle, Körperplege, Funk, E-Mails, Wetteranalyse, Wassermachen, viel zu selten einen Fisch abholen, dazwischen lesen. Nach dem Abendessen, wenn das Tagewerk getan ist und die Segel für die Nacht eingestellt sind, gibt es einen „Sundowner“ (schmecken auch ohne Alkohol) zum Sonnenuntergang, danach plaudern wir noch ein wenig, planen die Zeit an Land und wie es weitergehen könnte und dann teilen sich die Aufgaben. Schlafen – Nachtwache, Nachtwache – Schlafen…
Zweimal mussten wir schon die Uhr dem Sonnenstand anpassen. zweimal müssen wir es noch, bis wir endlich in den Marquesas sind. Wir planen bereits die Ankunft, wann wird es soweit sein?
Der Wind hat nach ENE gedreht. Daher gibt es für uns und unseren Autopiloten keinen direkten Kurs mehr auf die Marquesas. Wir rollen abwechselnd in Butterfly und segeln dann wieder Raumschotkurs. Das verursacht eine um etwa 40 Meilen längere Strecke, aber wir können ohne schlagende Segel segeln. Bis jetzt hat Annemarie den Törn ohne Pillen gegen die Seekrankheit durchgehalten. Trotz regelmäßigem Kochen. Mächtig stolz sind wir darauf. Hoffentlich verändert die Rollerei im Butterly daran nichts.
Nach 1 ½ Wochen ohne Frischfisch ist uns am 27.5. Petris Glück wieder hold. Wir fangen einen kapitalen Thunfisch. Der gibt für mehrere Tage aus. Seglerisch ist es ein Einheitsbrei. Immer die gleiche Richtung, mal mehr, mal weniger Wind. Mal schlagen die Segel mehr, mal weniger. Bei großen Wellen, welche wir sehr oft haben, schlagen die Segel öfter, weil uns die Wellen immer wieder aus dem Kurs werfen. Unsere Geschwindigkeit liegt um die 5 Knoten, oft darunter, selten darüber. Am 27.5. liegen noch 990 Seemeilen vor uns.
Der 28. beginnt durchwachsen. Hohe Wellen, Wind aus einer Richtung, die nicht zum Wunschkurs passt. Versuchen, verschiedene Segelstellungen und Paarungen zu finden, mit der wir die Marquesas anlegen können, ohne dass die Segel dauernd einfallen oder der Autopilot aussteigt. Irgendwann vormittags finden wir die richtigen Einstellungen. Wir ziehen dahin, trotz einer 2 bis 3 Meter hohen Welle bleibt das Geschaukele in Grenzen und wir sind verglichen mit den letzten Tagen wieder schneller. Wir nehmen das letzte Viertel der Strecke in Angriff. Bröselnudel ala Annemarie versüssen uns die Mittagszeit. Und am Abend Thunfischsteak mit Reis. Die Küche funktioniert noch immer hervorragend, obwohl sich Frischobst und –gemüse schon langsam dem Ende neigt. Der 29. Ist dann wieder so ein Tag. Schon in der Früh wird der Wind schwächer und am Nachmittag bummeln wir dann nur mehr mit 3 bis 4 Knoten dahin. Der Wind kommt achterlich, die Welle vorlich. Die Wellen sind mit 2 Metern echte Bremser. Und das bei immer noch weit über 700 Meilen zu segeln. „Nur nicht ungeduldig werden“ denken und sagen wir uns auch des öfteren. Wieder gibt es zum Abendessen leckere Thunfischsteaks – diesmal mit einer Nudelfantasie a la Annemarie. Zwischen Abendessen und Sundowner stellen wir dann noch auf Butterfly um. Vorbei ists mit der Gemütlichkeit. Wir sind zwar schneller, aber wir rollen. Und dadurch scheppert es. Alles, was lose herumliegt, wechselt den Platz. Mehrmals, bis wir es finden und fixieren…
In der Nacht auf den 30. nehme ich dann die Genua weg, wir vergrößern das Groß und stabilisieren so unsere ANGICAMARO ein wenig. Macht uns natürlich auch nicht schneller. Am Morgen des 30. Dann wieder Butterfly – mit Wellen bis zu 3 Metern Höhe die helle Freude. Immer noch über 600 Seemeilen bis Hiva Oa.
Der Morgen des 31.5. ist bewölkt, der Wind wird stärker und dreht wieder nach Süden. Müssen nicht mehr im Butterfly segeln. Also bauen wir das Schiff wieder um. Glück gehabt, der Wind wird stetig stärker und in Spitzenzeiten frischt er auf über 30 Knoten auf. Mit wenig Segelfläche ziehen wir weiter Richtung Marquesas. Ein nasser Kurs. Mehrmals steigen uns die Wellen bis ins Cockpit (Geschätzte Wellenhöhe der überkommenden Wellen ca. 3 Meter). Kurz nach 10:00 Lokalzeit waren es „nur“ mehr 599 Seemeilen. Am Nachmittag dann wieder normal. Bemerke, dass das Groß am Achterliek wieder eingerissen ist, kann es mit Segeltape provisorisch reparieren. Mittlerweile sind wir müde. Die Muskel schmerzen. An manchen Stellen blaue Flecken. Annemarie bemerkt treffend: „ wia deppat muas ma sein, damit ma si des autuat“ („wie deppert muss man sein, um sich das anzutun“).
2.6., die letzten 400 Seemeilen sind angebrochen. Der Wind passt mit 18 bis 20 Knoten, in Böen auch 25. Die Wellen sind immer noch hoch, aber unsere ANGICAMARO läuft gut und ein Ende ist in Sicht. Vollmond begleitet uns. Er ist so hell, dass, solange er am Himmel steht, das Meer stahlgrau vor uns liegt und die Sterne nicht sichtbar sind.
Vor allem die Nächte werden immer länger. Wir wachen im Drei- Stunden Rhythmus. Beginn 20 Uhr. Die Wache von 2 bis 5 Uhr morgens ist die Hundswache. Müde, der Schlaf drückt, das Meer spricht, das Schiff singt ein Lied in Abhängigkeit der Windstärke. Selten Arbeit an den Segeln, und wenn dann führen wir diese in den Phasen des Wachwechsels durch, wenn wir beide auf sind. Von munter kann nicht immer die Rede sein.
Wir wollen, nach fast 5 Wochen auf See, endlich ankommen. Noch liegen (3.6., 4 Uhr früh) 285 Seemeilen vor uns, und der Wind wird schwächer. Unter ausgerefften Segeln erreichen wir im Butterfly 4 Knoten, manchmal etwas darüber. Immer noch 3 Tage. Vielleicht auch mehr – hoffentlich weniger. Immerhin sind wir bereits in einer Distanz zum Ziel, die wir schon unter Motor zurücklegen könnten. Diesel haben wir noch genug im Tank. Oder Segeln mit Motorunterstützung. Wir werden sehen, wie sich der Wind entwickelt. Und in die schönsten navigatorischen und philosophischen Träumerein während der „Hundswache“ platzt die Realität mit einer Regenwand und starkem Winddreher nach Süden hinein. Annemarie kommt schlaftrunken zu Hilfe. Wir müssen Butterfly aufgeben und dazu das Großsegel shiften. Danach können wir für etwa 2 Stunden fast wieder unseren Zielkurs segeln. Nach den 2 Stunden dreht der Wind wieder zurück und wir stellen wieder auf Butterfly um. Und klar, er beginnt zu schwächeln und die Wellen werden größer. Wir rollen wieder unangenehm und langsam. Ärgerlich, weil wir schon so nahe am Ziel sind, und doch nicht weiterkommen. Dazu kommt, dass wir diesen Ankerplatz gerne bei Tag anlaufen würden. Das heißt, entweder schnell oder einen Tag länger – oder bei Nacht ankern…
Am Nachmittag ist auch noch ein Thunfisch an der Angel. Für Frischfisch ist gesorgt.
Über Nacht dreht der Wind dann auch noch von Südost auf Nordost. Wir wechseln den Bug, was mit einiger Arbeit verbunden ist. Genua wegreffen, Baum abbauen, am anderen Bug wieder anschlagen, Großsegel shiften, Genua am anderen Bug wieder setzen. Dauert so etwa 20 Minuten, bis wir wieder Geschwindigkeit ins Schiff bekommen. Und 3 Stunden, bis die Feineinstellung weieder passt, und das Schlagen der Segel auf ein verträgliches Maß reduziert wurde. Wir rollen weiterhin im Butterfly bei viel zu hoher Welle für einen Wind von etwa 15 Knoten. Immer noch liegen etwa 190 Seemeilen vor uns und es kristallisiert sich langsam heraus, daß wir den Landfall nicht bei Tageslicht schaffen. Gegen Abend des 4.6. wird der Wind noch schwächer. Der Schwell bleibt hoch und unangenehm. Die Segel schlagen, daß Rigg und Schiff erzittert. So wollen wir nicht weitersegeln. Maximal 3 Knoten schnell und das andauernde Knallen der Segel und das damit verbundene Erzittern unserer ANGICAMARO ergibt keinen Sinn. Vor allem, wenn der Wind noch schwächer wird und wir bereits in „Motordistanz“ zum Ziel sind. Also Segel weg und „Eisengenua“ setzen. Sollte der Wind auffrischen, werden wir wieder Segel setzen. Und mit Sonnenaufgang frischt auch der Wind wieder auf. Wir setzen Groß und Genua ein letztes Mal auf diesem Abschnitt und segeln unserem Ziel zu. Wir freuen uns, endlich anzukommen. Beim Frühstück vergleichen wir diese Überfahrt mit anderen. Keine war so anstrengend wie diese – das liegt aber nicht an der Länge. Wir haben von vielen Seglern gehört, wenn Du einmal am „Highway“ bist (etwa um dem 5. Grad Süd) stellst du einmal die Segel ein und lässt sie dann stehen bis zu den Marquesas. Das war bei uns bei weitem nicht so. Liegt wahrscheinlich daran, daß heuer ein „El Nino“ Jahr ist, in dem sich Wind und Wetter im Pazifik anders verhalten. (Kurz zusammengefasst: Bei wenig Wind wirklich weniger Wind und dann nicht mehr Wind sondern echt viel Wind – was uns bis jetzt erspart geblieben ist. El Nino entsteht dann, wenn die Wassertemperatur über dem Durchschnitt liegt). Wir hatten oft mehrere Segelwechsel am Tag, von Ein- oder Ausreffen gar nicht zu reden. Dazu das immerwährende Schlafmanko. Dass wir nicht von den Knochen gefallen sind, verdanken wir Annemaries Kreativküche, und auch Poseidon, der uns Fisch in ausreichender Menge an die Angel gehängt hat.
Später am 5.6. flaut der Wind ab und wir setzen nochmal den Gennaker. Wir stellen uns vor, mit vollem Gennaker an der Küste von Hiva Oa entlangzusegeln und kurz vor Sonnenuntergang ins Ankerfeld einzufahren. Wieder einmal „Denkste“. Der Wind ist für diese Welle auch unter Gennaker zu schwach. Anstatt zu schlagen, fällt er immer wieder ein und wickelt sich um den Mast. Also bergen. Die letzten 30 Meilen dann unter Motor. Langsam. Um 05:00 UTC fällt am 6.6. der Anker. Das entspricht in Lokalzeit dem 5.6., 21:00. Als der Anker hält und das Schiff ruhig im Schwell schaukelt, fallen wir uns erst mal in die Arme. Glückshormone strömen aus den Tränensäcken. Den Landfall feiern wir mit Thunfischsteak, Reis, einem Ankommstbier und Sekt, extra eingekühlt für diesen Event. Und dann schlafen wir aus. Am Morgen des 6.6. ankern wir dann um, weiter nach hinten in die Bucht, wo wir nun mit Bug und Heckanker liegen.
Es war die längste Strecke, die wir auf unserer Reise in einem Stück zurücklegten, und es liegt keine längere Strecke mehr vor uns. Für die 3.616 Seemeilen haben wir 32 Tage und 8 Stunden benötigt. Dies entspricht einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 4,6 Knoten. Im Atlantik waren es 5,9 Knoten. In den ersten Tagen ab Bahia hatten wir Etmale von 60 und 66 Seemeilen, das Durchschnittsetmal lag bei etwa 110 Sm und das Spitzenetmal war 134 Nm.
21.4.bis 28.4.2015 Panama – Bahia de Caraquez, Equador – Durch die ITKZ
Die Tide steigt kontinuierlich, wir können also unbesorgt an den Schwimmsteg der Tropic Star Fishing Lodge in Puerto Pina gehen, um Diesel und Wasser aufzunehmen. Um 15 Uhr Lokalzeit ist es dann soweit. Mit gemischten Gefühlen legen wir ab. Die längste Strecke unserer Reise liegt vor uns. Und auf den ersten 1000 Seemeilen (etwa bis zu den Galapagos Inseln) ist wenig bis kein Wind vorhergesagt. Leider stimmen die Vorhersagen für den 21. Zuerst können wir segeln, als der Wind später nachlässt, bestimmt die Strömung unseren Kurs und wir müssen motoren, damit wir es in die richtige Richtung schaffen. In der Nacht zum 22. blitzt es rings um uns. Wetterleuchten? Gewitter? Jedenfalls schaurig schön, beängstigend auch. Aber da müssen wir durch. Die ITKZ (Intertropische Konvergenzzone) lässt grüßen. Am Festland hat die Regenzeit begonnen.
Der 22. beginnt trüb. An Deck ist alles feucht, der Himmel grau. Während ich mit „wassermachen“ und Annemarie mit der Zubereitung des Frühstücks beschäftigt sind, beißt ein ca. 1,3m langer Mahi Mahi an. Ich kriege ihn bis zum Boot, habe aber Schwierigkeiten, ihn auf das hohe Achterdeck zu ziehen. Dabei kann er sich im letzten Moment noch losreissen. Glück für den Fisch, schade für uns. Wir verwöhnen uns mit frischem Erdapfelsalat, Shrimps mit Reis und einer Meerwasserdusche. Später dann auch Frischwasserdusche. Wieder läuft der Motor. Nur für etwa 2 Stunden können wir segeln. Etwa 100 Meilen von der Küste entfernt treffen wir auf Treibnetze. Eines überfahren wir sogar. Glücklicherweise kein Oberflächennetz.
Voller Überraschungen dann der 23. April. Beim morgendlichen Wachwechsel um 5 Uhr Lokalzeit setzen wir die Genua und das Groß im 2. Reff. Wind kommt endlich auf und laut Vorhersage soll er auch bis Freitag in dem Streifen, in dem wir segeln, bleiben. Im Verbund mit dem Wind kommt auch eine riesige Gewitterböe auf uns zu. Der Autopilot steigt aus und ich kann mir überlegen, steuern oder Genua loswerfen. Versuche beides, und wie es so ist, keines klappt. Vom Lärm und der plötzlichen Schräglage aufgeweckt, kommt mir Annemarie zu Hilfe. Gemeinsam schaffen wir es. Mittlerweile regnet es auch noch in Strömen. Bis wir die Segelarbeit abgeschlossen haben sind wir patschnass. Morgendusche inklusive – Luxusdampfer!? Das Gewitter überholt uns, der Wind bleibt mit uns und mit dem Wind kommt eine unangenehme Welle auf. Das Schiff rollt, immer wieder flappen die Segel und wir finden keinen Rhythmus. Das bleibt bis in die Nacht so. Letztendlich fahren wir nur mehr mit dem Groß (mit Bullenstander) vor dem Wind. Eine Halse kurz vor Mitternacht bringt endlich Ruhe ins Schiff. Fahren zwar Richtung Süden, statt Süwest, bleiben aber im Wind. Ringsum blitzt es. Schauerlich. Bedrückend. Wie viele Yachten hatten schon Blitzschlag und dadurch immensen Schaden? Jedenfalls nicht angenehm. Stockfinster, dämmrig wenn es wieder blitzt.
Der 24. April begint nicht besser. Eine Schlechtwetterzelle hat beschlossen, mit uns mitzuziehen. Wir segeln mit 5 Knoten dahin, aber unsere Position in der Zelle verändert sich laut Radarbild über Stunden nicht. Ärgerlich. In der Nacht keine Sterne, am Tag keine Sonne. Wo bleibt da bitte der Spass? – Positiv denken, der Regen wäscht das Salzwasser vom Schiff. Bis Mittag hält uns die Regenzelle gefangen. Aber wir kommen gut voran. Dann hellt es auf, der Wind lässt nach und das Meer (die Wellen) werden konfus. Die Segel schlagen ständig, weil uns die Wellen von einer Seite auf die andere werfen. Das Kakaopulver für den Kakao, auf den wir uns beide freuen, kriegen die Fische, das Heferl zerschellt am Boden. Auch die Scherben kriegen die Fische. Und wir stattdessen Milchreis. An Kakao zu kochen war nicht mehr zu denken... Die Stimmung ist dort, wo auch der Kakao gelandet ist, am Boden. Später gibt’s dann noch Dinkellaibchen. Genuss pur, aber unter Motor.
25. April, Mitternacht. Wir setzen wieder Segel. Wind 4 Knoten aus Süden, Welle hat sich beruhigt. Mit sagenhaften 2 Knoten pflügen wir durch eine noch sternenklare Nacht. Aber dann, der Wind frischt während Annemaries Wache auf und wir düsen mit 7 Knoten in den Regen. Die Lage wird unangenehm, also wechseln wir von Genua zu Fock, bleiben 5 Knoten schnell aber viel angenehmer.
Der Regen bleibt anscheinend unser ständiger Begleiter. Am Morgen wenden wir, der Wind kommt aus Süden, also müssen wir gegenan, und wechseln von Fock wieder auf die Genua. Strömung, Wind Welle, Wetter, alles gegen uns. Innerhalb zweier Stunden alle Kurse und alle Segelkombinationen gesetzt, geborgen, 15 bis 20 Minuten gelaufen, Winddreher. Segelwechsel. Kurswechsel. Bis dann der Wind ganz weg war und wir wieder den Motor laufen lassen müssen. Dabei bemerkt Annemarie, daß wir was „Rotes“ hinter uns herziehen. Schreck, ein Fischernetz. Kann es aber mit dem Bootshaken fassen und die Leinen durchschneiden, bevor Schaden angerichtet wird. - Was haben wir angestellt? Warum wir? Gar kein Trost ist es, dass es den anderen Yachten, die mit uns gestartet sind (Saphira, Salmon, Red Harlekin) ähnlich wie uns geht. Nur die Bonafide ist schon seit mehreren Tagen auf den Galapagos und stärken uns per Airmail mit Durchhalteparolen. Nachdem sich der Wind nach den morgendlichen Eskapaden den ganzen Tag nicht mehr blicken lässt und wir unter Motor fahren müssen, verbrauchen wir übermäßig viel Diesel, und das schon am Anfang der fast 4000 Seemeilen bis nach Französisch Polynesien. Daher beschliessen wir, in Equador einen „ausserplanmäßigen Halt“ einzulegen. Bei ruhiger, fast spiegelglatter See geniessen wir Erdäpfelgulasch und motoren in die Nacht zum
26. April. Beim Wachwechsel um 5 Uhr morgens setzen wir kurz die Segel. Der Wind wäre stark genug, uns anzutreiben (6 bis 10 Knoten variabel). Leider ist die Strömung so stark, daß wir, trotz südwestlichem Kurs, gewonnenen Raum nach Norden wieder verlieren. Auch am anderen Bug ist da nichts zu machen. Also die Segel wieder weg und Eisengenua rein und weiter. Mit langsamen 4 Knoten, oftmals noch weniger, kämpfen wir uns vorwärts (Unsere normale Reisegeschwindigkeit unter Motor liegt bei etwa 5 bis 6 Knoten). Während wir die Segel setzen, verlassen uns unsere beiden blinden Passagiere – zwei Schwalben haben sich gestern Abend auf unserer Wäscheleine niedergelassen und haben sich von uns durch die Nacht führen lassen. Nachdem der Wind schwach und an Segeln nicht zu denken war, hat sich Annemarie in der Küche mit Humus, Weckerln (Brötchen), Grabanzas und einer Salatkreation wieder einmal selbst übertroffen. Und als Nachspeise am Abend hatten wir sogar Pudding. Ärgerlich nur, daß der Motor laut ist und der Dieselvorrat rasch abnimmt. In der Nacht ermöglicht eine leichte Winddrehung, daß wir die Fock dazusetzen können, und daher den Mortor bei gleicher Geschwindigkeit – oder sollen wir Langsamkeit sagen – weniger hoch dreht, also insgesamt weniger Diesel verbraucht wird. Hab immer gelacht, wenn mir jemand erzählt er hat „motorgesegelt“…
27. April: Der Motor läuft. Dar Tank wird leerer. Wir kommen dem Äquator immer näher. Den Wechsel von der Nord auf die Südhalbkugel vollziehen wir um 08:10 Lokalzeit. Kein Rumpeln, als wir die Linie überqueren. Auch keine Markierung im Wasser. Sowas. Stossen mit Poseidon und uns auf das Ereignis an – natürlich, wie in der Seefahrt üblich mit Rum. Ron Miel genaugesagt. Eine Rumspezialität, noch aus den kanarischen Inseln. Kurz nach Mittag dann die Erlösung. Wind, genug stark und aus der richtigen Richtung. Mit bis zu 7 Knoten düsen wir dahin, bevor wir die Genua reffen. Bereits um 16:00 Lokalzeit ankern wir vor der Einfahrt in den Rio Chone. Da die Einfahrt sehr seicht ist, können wir nur bei Hochwasser einfahren. Das nächste Hochwasser ist für 23:00 angesagt. Wir überlegen. Der Ankerplatz ist der schlimmste, den wir jemals hatten. Die Wellen sind so hoch, daß der Bug teilweise eintaucht. Durch die offene Luke in der Bugkajüte dringt sturzbachartig Wasser ein. Die Kettensicherung verbiegt sich so stark, dass sie nicht mehr verwendbar ist und ich aus einer Dyneema-Leine eine Ersatzlösung fabriziere. Während ich diesen Ersatz baue. hebt sich der Bug um 1 ½ Meter hoch, um dann genauso tief wieder ins Wasser zu dringen. Erst spät flaut der Wind ab und wir können schlafen. Annemarie schläft in der Achterkajüte und ich im Cockpit. Schon zeitig wachen wir am 28. April auf. Heute gilt es, in den Rio Chone einzufahren. Im Fluß liegt die Amistad Marina. Dank guter Wegpunktangaben von Erwin und Jrmina (Red Harlekin), schaffen wir die Einfahrt ohne Lotsen, den im Normalfall die Marina stellt, der aber USD 30 kostet. Die Gebühren für das Einklarieren ersparen wir uns ebenfalls, da wir unseren Kurzaufenthalt als „Emergency – Stop“ deklarieren. Das geht durch, weil wir ja Diesel nachbunkern. Zwei Tage dürfen wir ohne Einklarieren bleiben,……..
565 Seemeilen. Verbleibende Strecke zu den Marquesas: 3500 Seemeilen
7.4. bis 14.4. Über die Las Perlas bis Punto Alegre (Darien)
Die Route führt uns von Contadora zur Insel Isla del Rey, an deren Ostküste wir an drei Stellen für jeweils mehrere Tage unseren Anker fallen lassen. Espiritu Santo: die Insel aussen umfahren, bei der Einfahrt aus dem Süden auf Unterwasserfelsen nahe der Südspitze achten. Diese sind bei Hochwasser nicht sichtbar. Wunderbar geschützte Bucht. Kein Schwell, sauberes Wasser, allerdings Strömung. Isla de Canas: nach aufregender Einfahrt aus dem Norden (eher rechts halten) der wahrscheinlich ruhigste Ankerplatz in den östlichen Las Perlas. Leider viele Quallen und ein paar Krokodile. Punta Coco: südlichster Ankerplatz der Las Perlas, sehr viel Schwell.
Von Punta Coco aus queren wir teils unter Motor, teils unter Segel, den Gulf of Panama und ankern vor dem kleinen Fischerdorf Punta Alegre (bester Ankerplatz: 08°17,99N, 078°14,78W – bei Niedrigwasser etwa 2,5m Meter Tiefe) Von dort bei steigender Tide am nächsten Tag nach La Palma. Zurückgelege Strecke: 88 Seemeilen.
Anmerkung: Da wir zurzeit nur auf sehr schwaches Internet zugreifen können, gibt es weniger Fotos als gewöhnlich und auch in schlechterer Qualität. Bitte verzeiht uns das. Danke!
3.4. In die Las Perlas
Der Liegeplatz in Taboga war ungemütlich. Trotzdem zaubert Annemarie noch ein tolles Abendessen auf den Tisch. Und dann ab in die Falle, damit wir heute zeitig wegkommen. Und das sind wir. Noch an der Boje können wir Segel setzen. Später schläft der Wind ein, aber erst nachdem wir den Gennaker gesetzt haben. Erst sind wir nochmals wirklich schnell, dann ists aus. Kurz Motor, aber bald wieder Genua und Groß. Der Wnd hält bis Contadora, der nördlichsten, bewohnten Insel der Las Perlas. Hier ankern wir, nach abwechslungsreichen 35 Nm, auf 14 Meter Tiefe mit unserem neuen Anker. Und nach dem Ankommstbier tranchiere ich den gefangenen Bonito. Heute gibt’s Frischfisch…
2.4.2015 Ahoi Taboga
Diesmal bleibt es nicht beim Plan. Wir gehen Anker auf und motoren die 7 Seemeilen nach Taboga. Hier legen wir an einer Boje an. Der Anker muss noch gewechselt werden. Fast 3 Jahre hat er unsere ANGICAMARO in den Anchorages gut gehalten. Dabei hat er einiges abbekommen. Zwischen Steinen eingeklemmt, ist er so verbogen, dass er nicht mehr ins Ankergeschirr passt und ich dieses nachschweißen musste. Zum Ankerwechseln brauchen wir entweder einen Platz an einem Steg (Marina) oder eben an einer Boje. In den Marinas ist kein Platz frei. Also Boje in Taboga. Und wie immer, wenn etwas aussieht, als wäre es ein Ding von 30 Minuten – es verkompliziert sich. Diesesmal passt das Verbindungsglied zwischen Anker und Kette, ein Wirbelschäkel, nicht auf den Ankerschaft. Also, Feile raus und abfeilen, bis es passt. Als wir fertig sind, kommt dann auch noch „El Mexikano“ und kassiert 10 USD für den schaukeligen Bojenplatz.